Peter Godzik

 

Erfahrener Glaube

Hermeneutische Aspekte in Luthers Magnificatauslegung von 1521[1]

 

Die Maria des Magnificat (Lukas 1,46-55) wird heutzutage gern als "Erfahrungstheologin" bezeichnet, weil sie nicht über allgemeine Wahr­heiten, sondern von ihrer eigenen Erfahrung spricht.[2] Solche  moderne, feministische Einschätzung steht in der Auslegungstradition Luthers, der gleich zu Beginn seiner Magnificatauslegung von 1521 hervorhebt: "Um diesen Lobgesang ordentlich zu verstehen, ist darauf zu merken, daß die hochgelobte Jungfrau Maria aus eigener Erfahrung redet, darin sie durch den heiligen Geist erleuchtet und gelehrt worden ist." (546)

Es klingt gleichfalls sehr modern, wenn Luther solchen selbst erfahrenen Glauben dem allgemeinen Gerede der (männlichen) Theologen gegenüber­stellt, die ohne eigene Erfahrung über den Glauben nur reden und speku­lieren: "Ihrer sind viele, die Gott mit lauter Stimme preisen, mit kostbaren Worten predigen, viel von ihm reden, disputieren, schreiben und malen, viele, die sich über ihn Gedanken machen und durch die Vernunft nach ihm trachten und spekulieren, dazu viele, die ihn mit falscher Andacht und Willen erheben." (554) Dabei ist Luther gerade in der Magnificat­auslegung eines vor allem deutlich geworden: "Es kann niemand Gott noch Gottes Wort recht verstehen, er habs denn unmittelbar von dem heiligen Geist. Niemand kanns aber von dem heiligen Geist haben, er erfahre es, versuchs und empfinde es denn. Und in dieser Erfahrung lehret der heilige Geist als in seiner eigenen Schule, außerhalb derer nichts gelehrt wird als nur leere Worte und Geschwätz." (546)

Mich erinnert diese kritische Einschätzung Luthers an die fundamentale Kritik, die der Münchener Psychoanalytiker Werner Huth an den heutigen Theologen übt: Ihnen fehlt, so behauptet er, von wenigen Ausnahmen ab­gesehen, jegliche spirituelle Erfahrung. Sie wirken eher erschöpft und un­originell. Viele von ihnen sind oft merkwürdig pseudoextrovertiert, hek­tisch und redselig und dabei innerlich weit von sich selbst entfernt. Die meisten Theologen sind weder von ihrer Ausbildung noch von ihrer geistig-geistlichen Weiterbildung her in der Lage, einer großen Gruppe religiös an­sprechbarer Menschen kompetente Antworten auf ihre Fragen zu geben.[3]

Dieses harte (und in seiner Zuspitzung vielleicht auch etwas überzogene) Urteil ist aus Werner Huths langjähriger Beratungs- und Behandlungspraxis an zahlreichen kirchlichen Mitarbeitern erwachsen. Es macht deutlich, wie wichtig ein erfahrungsbezogener Glaube heutzutage für alle diejenigen ist, die sich berufen fühlen, das lebendige und lebenschaffende Wort Gottes weiterzusagen in einer Welt, die zunehmend nach Sinn und Orientierung fragt.

Nun sind in den letzten Jahren eine Reihe von erfahrungsbezogenen Metho­den der Bibelarbeit entwickelt worden, darunter das "bible sharing" und das "Bibliodrama" sowie zahlreiche andere kreative Auslegungsmethoden. Auskunft darüber gibt ein "Handbuch der Bibelarbeit", das 1987 im Kösel-Verlag erschienen ist.[4] Aber immer wieder wird die theologische Legitimität dieser Auslegungsmethoden in Zweifel gezogen und besonders der Selbster­fahrungscharakter solcher Arbeit mit und an den biblischen Texten kriti­siert.[5] Es wird befürchtet, daß hier der heilige Geist auf unzulässige Weise methodisiert oder gar durch eigene menschliche Anstrengung und einen ge­wissen Gruppendruck ersetzt wird. Mahnend und warnend wird an Artikel 5 der Augsburgischen Konfession erinnert, wo es heißt, daß Gott uns den heiligen Geist (nur) durch Mittel gibt, nämlich durch das gepredigte Wort des Evangeliums und die Sakramente. Und nach Artikel 14 der Confessio Augustana ist die öffentliche Vermittlung von Wort und Sakrament an das geordnete kirchliche Amt gebunden. Wie zu Zeiten der reformatorischen Väter wird also befürchtet, daß kreative und selbsterfahrungsbezogene Methoden der Bibelarbeit, noch dazu in Gruppen, zu Schwärmerei und Irr­glauben führen könnten.

Was bedeutet es in dieser Situation, wenn wir bei Luther in seiner Magnifi­catauslegung von 1521 lesen: "Niemand kann Gott noch Gottes Wort recht verstehen, er habs denn unmittelbar von dem heiligen Geist. Niemand kanns aber von dem heiligen Geist haben, er erfahre es, versuchs und empfinde es denn." (546)?

Ich möchte im folgenden versuchen, dem Erfahrungsbegriff bei Luther ein wenig nachzugehen, um zu verstehen, was dabei für ihn wichtig ist und welche Grenzen er erkennt und einhält. Vielleicht gewinnen wir daraus einige brauchbare Kriterien für die gegenwärtige Debatte um eine ange­messene Schriftauslegung.

 

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Geradezu programmatisch hält Luther in der Vorrede zu seiner Magnificat­auslegung fest: "Es kann niemand Gott loben, er habe ihn denn zuvor lieb. Ebenso kann ihn niemand lieben, er sei ihm denn aufs lieblichste und aller­beste bekannt. Ebenso kann er uns nicht so bekannt werden außer durch seine Werke, die er an uns erzeigt, die wir gefühlt und erfahren haben." (548) 

Eigene (und wie sich noch zeigen wird: durchaus ambivalente) Erfahrungen führen durch vertieftes Erkennen und Verstehen zur Liebe und zum Lob Gottes. Dieser Vorgang einer liebenden Antwort auf Gottes gnädige Zuwen­dung ist aber immer bedroht durch eine falsche Betrachtungsweise des Menschen: durch Unglaube und Hochmut. Diese verkehrte Sehweise gilt es zu überwinden und zu einer Weltsicht zu gelangen, die Gottes schöpferi­schem Handeln und seiner barmherzigen Liebe entspricht.

Doch folgen wir zunächst den Schritten, die Luther in seiner Magnificat­auslegung ausdrücklich benennt und die den Menschen aus eigener Erfah­rung zum Lob Gottes führen.

 

1. Gott erfahren (fühlen, empfinden)

 

Luther legt großen Wert darauf, daß jeder Mensch bei sich selbst, in seiner eigenen Lebenserfahrung nach den Spuren Gottes Ausschau hält: "Ein jeglicher soll darauf achten, was Gott mit ihm wirkt, vor allen Werken, die er mit anderen tut. Denn es wird keines Seligkeit darinnen stehen, was er mit einem anderen, sondern was er mit dir wirkt." (565)

Die Einübung in den christlichen Glauben geschieht meist so, daß wir als Kinder zunächst Geschichten hören von den großen Taten Gottes, die er an anderen zu verschiedenen Zeiten vollbracht hat. Soll das Vertrauen in diese Geschichten nicht Schaden nehmen durch allerlei Vernunft- und Existenz­zweifel beim Heranwachsenden, kommt es sehr darauf an, daß wir irgend­wann in unserem Leben begreifen, wie sehr wir selbst mit all dem gemeint sind, was da erzählt wird.

Ich erinnere mich noch gut an einen bestimmten Kindergottesdienst, als ich ein Bild von der Taufe Jesu in das Goldene Buch unserer Gemeinde malen sollte. Das darüber gesetzte Bibelwort "Du bist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe" (Markus 1,11 par.) habe ich damals ganz naiv auch auf mich bezogen und von da an immer wieder nach Möglichkeiten der Identifizierung gesucht. "Du bist der Mann" (2. Samuel 12,7) - das bezog sich in der Folgezeit auf viele biblische Geschichten, mit deren Hilfe ich lernte, meine eigene Lebensgeschichte in einer bestimmten Weise vor Gott zu deuten.

Im Jakobskampf am Jabbok (1. Mose 32,23-33) z.B. erkannte ich die eigene Geschichte der Auseinandersetzung mit meinem Vater und den Kampf um seinen Segen für meinen eigenen Lebensweg wieder. Ich war Jakob und Joseph, Josua und David, Petrus und Johannes, auch Judas und manch andere dunkle Gestalt der Bibel. Es dauerte eine Zeit, bis ich die Frauen­gestalten der Bibel näher an mich heranlassen konnte und in einigen von ihnen z.B. das mütterliche Erbe Jesu oder auch mein eigenes entdeckte. Am aufregendsten war es, wenn wir später in Gruppen versuchten, uns der Christus-Gestalt so zu nähern, daß auch eigene Anteile dabei sichtbar wurden. Niemand von uns konnte einfach so sein wie er, aber wenn wir als Frauen und Männer uns darum bemühten, miteinander die Beziehungen in einer Geschichte zu gestalten, dann konnte es geschehen, daß etwas von der Christus-Wirklichkeit auch unter uns als seiner Gemeinde erfahrbar wurde.

Dieser identifikatorische Umgang mit biblischen Texten hat mich gelehrt, meine eigene Lebensgeschichte bewußter wahrzunehmen und sie einzuordnen in den großen Strom der Geschichte, die Gott mit seinen Menschen geht.

"Ein jeglicher soll darauf achten, was Gott mit ihm wirkt, vor allen Werken, die er mit anderen tut. Denn es wird keines Seligkeit darinnen stehen, was er mit einem anderen, sondern was er mit dir wirkt." (565)

Vielleicht ist es am einfachsten, wenn wir in unserem Leben nur gute Er­fahrungen machen, sie auf Gott zu beziehen und ihm dafür zu danken. Jedenfalls sind wir es auch sonst im Leben gewohnt, auf empfangene Liebe mit Dankbarkeit und der Bereitschaft zur Erwiderung zu reagieren: "Wenn uns jemand etwas besonders Gutes tut, dann bewegt sich unser ganzes Leben gleichsam auf ihn hin und wir sprechen: O, ich halte viel von ihm ... Wieviel mehr wird solche lebendige Bewegung sich regen, wenn wir Gottes Güte empfinden." (554)

Aber das Leben besteht nicht nur aus lauter guten Erfahrungen. Früher oder später müssen wir uns mit dem Schweren im Leben auseinandersetzen, mit dem, was wir meinen, eigentlich nicht ertragen zu können: Krankheit und Leid, Verlust und Tod.

Wer selber durch solche Tiefen gegangen ist, weiß, wie sich auf dem Grunde solcher abverlangten Existenz eine neue Sicht des Lebens einstellt, wenn es nicht etwa ganz und gar zerbricht: "Wo aber erfahren wird, wie er ein solcher Gott ist, der in die Tiefe siehet und nur den Armen, Ver­achteten, Elenden, Jammervollen, Verlassenen hilft und denen, die gar nichts sind, da wird er dem Menschen von Herzen lieb, da geht das Herz über vor Freuden ..." (548)

Ich habe solche Erfahrungen gemacht im Zusammenhang mit der Geburt unserer behinderten Tochter und auch später, wenn es in der eigenen Entwicklung oder im Leben der Familie und Gemeinde zu ernsten Krisen kam.

Luther geht in seiner Sicht des in die Tiefe und in die Not schauenden Gottes sogar soweit, in all dem Leid seine Liebe am Werk zu sehen: "Darum hat Gott auch den Tod auf uns alle gelegt und seinen allerliebsten Kindern und Christen das Kreuz Christi mit unzähligen Leiden und Nöten gegeben. Ja, er läßt sie auch zuweilen in Sünde fallen, auf daß er ja viel in die Tiefe zu sehen hätte, vielen helfen, viel wirken, sich als einen rechten Schöpfer erzeigen und damit sich bekannt, lieblich und löblich machen könnte." (548)

Es gehört wohl ein großer Glaube dazu, so Gott in allem am Werke zu sehen - "in guten und in bösen Tagen".

 

2. Gott erkennen (und bekennen)

 

Für Luther ist es "fürwahr das Größte im Himmel und auf Erden, daß man Gott recht erkenne": "Es sind viele hochvernünftige Menschen und Philoso­phen auch damit umgegangen, daß sie gern gewußt hätten, was doch Gott wäre, haben viel von ihm geschrieben, der eine so, der andere so. Aber wir sind alle darin verblendet, haben den rechten Einblick nicht gewon­nen." (577)

Luther steht mit dieser Einschätzung des philosophischen Scheiterns an der Frage der rechten Gotteserkenntnis ganz in der Tradition Augustins. Dieser hat in seinem umfangreichen Werk "Vom Gottesstaat" besonders auf zwei Fehlhaltungen der Philosophen hingewiesen: auf ihre Streitsucht[6] und ihre Überheblichkeit[7], die sie daran hindern, Gottes Offenbarung in Jesus Christus demütig anzunehmen. Sie verstehen im Grunde nichts von der Liebe, die auf dem Fundament der Demut aufbaut.[8]

Demut und Selbsterkenntnis aufgrund eigener Erfahrung, die Luther in seiner Auslegung des Magnificat so sehr betont, gehören zum großen Erbe Augustins, das Luther Zeit seines Lebens im Denken und Handeln bestimmt hat. Mich hat es einst auf den Weg der Theologie gebracht, als ich in Oberprima über "die Philosophie und das Christentum aus der Sicht Augu­stins" nachdachte und darüber eine Jahresarbeit im Fach Latein schrieb. Mir war damals vor allem die Einsicht wichtig, daß Gott erkennen ihn auch lieben und loben heißt. Zur Liebe gehört der Genuß Gottes, zum Lob die Nachfolge.

Doch zurück zu Luthers Magnificatauslegung. Luther betrachtet es als eine Kunst, Gott recht zu erkennen: "Wie kann man ihn aber besser erkennen als aus seinen eigenen Werken? Wer sein Werk recht erkennet, der kann in der Erkenntnis seiner Natur, seines Willens, seines Herzens und Mutes nicht fehlgehen." (577)

Es ist der heilige Geist, der die heilige Jungfrau Maria diese reiche Kunst und Weisheit lehrt: "daß Gott ein solcher Herr sei, der nichts anderes zu schaffen habe, als nur zu erhöhen, was niedrig ist, zu erniedrigen, was da hoch ist, und kurz: zu zerbrechen, was da gemacht ist, und ganz zu machen, was zerbrochen ist." (546) Es entspricht aber auch ihrer eigenen Erfahrung - dem, was Gott an ihr getan hat -, so von Gott zu reden. Und so ist sie in der Lage, uns die Werke, Art, Natur und den Willen Gottes so zu lehren, daß wir sie recht erkennen:

"Sechs göttliche Werke in sechserlei Menschen zählt sie ... nacheinander auf, und teilt die Welt in zwei Teile, auf jeglicher Seite drei Werke und dreierlei Menschen, und ist ein Teil immer gegen den andern. Da zeiget sie, was Gott auf beiden Seiten tut, malet ihn so ab, daß er nicht besser abgemalet werden könnte. Und diese Teilung ist gut und ordnungsgemäß gefaßt und an mehreren Orten der Schrift gegründet ..." (577)

Die sechs Werke Gottes an allen Menschen sind diese:

- Gott ist barmherzig über die Furchtsamen;

- Gott zerstreut kräftig die Hochmütigen;

- Gott stößt die Gewaltigen vom Thron;

- Gott erhebt die Niedrigen;

- Gott füllt die Hungrigen mit Gütern;

- Gott läßt die Reichen leer.

"Nach den Gotteswerken an ihr und allen Menschen kommt Maria wieder auf den Anfang und das Erste und beschließt das Magnificat mit dem aller­größten Werk aller Werke Gottes, das ist die Menschwerdung des Gottes­sohnes." (595)

In der Auslegung dieser Gotteswerke, die Maria im Magnificat so eindrucks­voll besingt, werden Grundsätze der Schriftauslegung Luthers sichtbar, die ihn auch sonst bei der Interpretation biblischer Texte leiten.[9] Sie wollen eigene Erfahrung vor Mißbrauch und Übertreibung schützen und sie zurückbinden an ihren eigentlichen Ermöglichungsgrund: Gottes schöpferi­sches, rettendes und erhaltendes Handeln.

 

a. Die Schrift als Interpretin ihrer selbst

 

Luthers lobendes Urteil über Marias "Gottesbild" liest sich wie eine Be­schreibung seiner eigenen Bemühungen um die Auslegung der heiligen Schrift: "sie malet Gott so ab, daß er nicht besser abgemalet werden könnte"; alles "ist gut und ordnungsgemäß gefaßt und an mehreren Orten der Schrift gegründet" (577).

Es ist in diesem Zusammenhang interessant festzustellen, welche biblischen Bücher Luther bei der Auslegung des Magnificat besonders häufig heran­zieht. Es sind dies

aus dem Alten Testament:

- die poetischen Bücher 39mal (darunter allein die Psalmen 32mal)

- die geschichtlichen Bücher 16mal (darunter das 1. und 2. Buch 

  Mose je 5mal)

- die prophetischen Bücher 13mal (darunter Jesaja 5mal und Jeremia

  4mal)

aus dem Neuen Testament:

- die Paulusbriefe 21mal (darunter der Römerbrief und der 1.

  Korintherbrief je 5mal)

- die Evangelien 15mal (Lukas 6mal, Matthäus 5mal, Johannes 4mal)

- die übrigen Briefe 3mal

- die Apostelgeschichte 1mal.

In dieser Aufstellung spiegelt sich etwas von Luthers Erfahrungsgeschichte als Bibelausleger wider: zu Beginn der Magnificatauslegung 1520 hielt er gerade in Wittenberg seine zweite Psalmenvorlesung. Seit Übernahme der Bibelprofessur 1513 hatte er bereits über die Psalmen, den Römerbrief, den Galaterbrief und den Hebräerbrief gelesen.

Luther läßt in seinen Auslegungen die Schrift selbst zu Wort kommen. Er legt die besserwisserische Haltung mancher Theologen ab, die die Schrift meistern wollen, weil er an sich selbst erfahren hat, wie befreiend die Schrift wirkt, wie sie tröstet und heilt, wenn man sie nur selbst zur Sprache kommen läßt. Die Schrift leuchtet von sich aus, ist aus sich selbst heraus verständlich und klar. Es kommt vor allem darauf an, den Schatten des Eigensinns, der auf sie fällt und sie verdunkelt, zurückzunehmen. Am Ende seiner Magnificatauslegung sagt Luther: "Hier lassen wirs für diesmal bleiben und bitten Gott um rechtes Verständnis dieses Magnificat, das da nicht allein leuchte und rede, sondern brenne und lebe in Leib und Seele." (601)

 

b. Vom Geist geleitete Schriftauslegung

 

Daß die Schrift aus sich heraus reden kann, ist für Luther die Voraus­setzung dafür, daß sie für den Hörer fruchtbar, heilsam und tröstlich wird.

Maria singt in ihrem Lobgesang von den großen Taten und Werken Gottes, "unseren Glauben zu stärken, alle Geringen zu trösten und alle hohen Menschen auf Erden zu schrecken. Auf diesen dreifachen Gebrauch oder Nutzen hin müssen wir den Lobgesang gerichtet sein lassen und verstehen; denn sie hat ihn nicht sich allein, sondern uns allen gesungen, auf daß wir ihr nachsingen sollen." (553)

Das Verstehen der biblischen Texte ist daran gebunden, daß wir als Menschen aufgrund unserer eigenen Lebenserfahrung begreifen, daß hier unsere Sache verhandelt wird. Die Schrift versetzt uns zwar außerhalb unserer selbst, aber so, daß wir zu unserem wahren Sein finden, das immer schon in den biblischen Texten aufgehoben ist. Wir, die wir von Gott getrennt waren, werden wieder in das rechte Gottesverhältnis gesetzt.

Luther schreibt über Marias lobpreisendes Bekenntnis "Er hat große Dinge an mir getan": "Darum sind diese wenigen Worte des Geistes allezeit so groß und tief, daß niemand sie verstehen kann, als wer auch denselben Geist wenigstens zu einem Teil fühlet. Den Geistlosen aber, welche ihre Dinge mit viel Worten und großem Geschrei ausrichten, sind solche Worte ganz gering anzusehen und ganz ohne Saft und Geschmack." (571)

Von daher ist es durchaus sinnvoll, bestimmte Worte der heiligen Schrift immer wieder zu sagen und zu hören, wie es z.B. im "bible sharing" ge­schieht, damit die Worte ihre heilsame, tröstliche und zurechtbringende Wirkung in uns entfalten können, ehe wir uns mit allerlei Verstandes- und Vernunftgründen von ihnen distanzieren. Es ist wichtig, daß wir wieder zu Hörern des Wortes werden, daß wir es "wiederkäuen" und so als Nahrung in uns aufnehmen.

Es ist aber nicht nur die Vernunft allein, die sich einem heilsamen Verste­hen der heiligen Schrift in den Weg stellt. Oft sind es auch Verzweiflung, Ratlosigkeit, Trauer und Unglaube, die unsere Augen so halten, daß wir Gott nicht sehen können: "Es ist der leidige Unglaube allezeit im Wege, daß Gott solche Werke nicht in uns wirken kann und wir sie nicht erfahren noch erkennen können." (593)

Für Luther hängt das mit der Kurzsichtigkeit und der Ungeduld der Menschen zusammen, daß wir uns nicht dem öffnen können, was doch zu unserem Heil geschieht: "Darin widerstrebt ihm leider doch die Welt mit ihren fehlsichtigen Augen ohne Unterlaß und hindert ihn an seinem Sehen, Wirken, Helfen, Erkenntnis, Lieb und Lob, und beraubt ihn aller solcher Ehre, dazu sich selbst ihrer Freude, Lust und Seligkeit." (548) "Es ge­bricht nur am Glauben, daß wir nicht auch so ein wenig der Zeit warten könnten, sonst würden wir auch fein sehen, wie die Barmherzigkeit bei den Furchtsamen mit aller Stärke Gottes ist und der Arm Gottes wider die Hof­färtigen mit allem Ernst und Gewalt." (587) "Denn gleich wie er die Weisen und Klüglinge in ihrem Eigensinn und Gutdünken zerstöret, ... so zer­störet er auch und setzt ab die Gewaltigen und Großen mit ihrer Macht und obrigkeitlichen Gewalt ... Und wie er die tröstet, die da Unrecht und Schaden um ihres Rechtes, Wahrheit und Wortes willen haben müssen, so tröstet er auch, die da Schaden und Übel leiden müssen, und so viel wie er diese tröstet, so viel erschreckt er jene. Das muß aber auch alles im Glauben erkannt und zu Ende abgewartet sein." (589)

Rechte Schriftauslegung und rechtes Verständnis der Schrift setzt also voraus, daß ich bereit bin, mich von den Bibelworten verwandeln zu lassen zu einer neuen Sichtweise der Welt und meiner eigenen Existenz, die korri­giert und geschärft ist an der schöpferischen Sehweise Gottes.[10]

Vom Geist geleitete Schriftauslegung vertraut sich dem Glauben an und hält Dinge für möglich, die sich unsere Schulweisheit nicht träumen läßt. Luther faßt seine Ausführungen über den Geist in seiner Magnificatauslegung so zusammen: "Was der Geist sei, ist jetzt gesagt: nämlich der die unbegreif­lichen Dinge durch den Glauben erfaßt." (556)

 

c. Theozentrische und christozentrische Schriftauslegung

 

In Luthers Magnificatauslegung leuchten auch zwei hermeneutische Prinzi­pien kurz auf, die ihn sonst grundsätzlich in seiner Schriftauslegung leiten:

- alles in der heiligen Schrift weist auf Gottes Heilshandeln hin;

- Gottes heilsamer Wille wird in Jesus Christus deutlich, auf den schon die Schriften des Alten Testaments hinweisen.

Der Grundsatz der theozentrischen Schriftauslegung wird in der Magnificat­auslegung in einem Nebensatz erwähnt: "Derartiger Exempel ist die Bibel voll, die da nichts anderes als Gottes Werk und Wort lehrt, Menschen Werk und Wort verwirft." (594) Ebenso wird auch der Grundsatz der christologi­schen Schriftauslegung eher beiläufig erwähnt: "Darin (gemeint ist: in dem Versprechen Gottes an Abraham) ist Christus begriffen und zugesagt, aller Welt Heiland." (598) Und doch sind beide Grundsätze der heimliche Leit- faden auch für das Verständnis des Magnificat und bedeutsam für jede Schriftauslegung.

Das Prinzip der theozentrischen Bibelauslegung möchte uns davor bewah­ren, immer wieder nur unsere eigenen Gedanken in der Schrift finden zu wollen. Auf diese Weise würden wir aber weder lernen noch uns verwan­deln. Daß Gott uns mit seinen Gedanken voraus ist[11], sichert seine Freiheit und unser Heil. Gott weiß eher als wir selbst, was gut für uns ist und wodurch wir zu unserer eigenen Wahrheit finden. Deshalb gilt es, auf ihn zu hören und von außen anzunehmen, was uns im Innersten verwandeln und retten will.

Theozentrische Bibelauslegung hilft mir auch, daß ich mir selbst gesagt sein lasse, was Gott zu den Menschen redet. Es ist keine allgemeine Wahr­heit, die ich etwa als Waffe gegen andere richten könnte, sondern unmittel­bare Anrede an mich, daß ich aufmerksam und bereit bin, mir auch das Überraschende und Unangenehme sagen zu lassen.[12]

Christozentrische Bibelauslegung macht darüber hinaus klar, was für ein Gott das ist, der mir da begegnet. Er will nicht den Tod des Gottlosen, sondern seine Umkehr und sein Leben.[13] Er kommt mir in Christus ganz nahe, teilt mein Schicksal bis in die tiefste Tiefe und gibt meinem Leben eine ganz neue Perspektive von Rettung und Heil.

Beim Lesen der heiligen Schrift muß das also ganz deutlich sein: es geht um Gottes Anrede an mich und er will mein Heil. Das ist gemeint mit theo­zentrischer und christologischer Schriftauslegung.

 

3. Gott lieben

 

Die wichtigste Einsicht im Zusammenhang mit der Gottesliebe ist die, daß Gott uns zuerst geliebt hat, ehe wir überhaupt etwas wahrnehmen, es empfangen und darauf antworten konnten.[14]

Gottes Liebe zu uns wird darin sichtbar, daß er uns als sein Gegenüber geschaffen hat, daß er uns trotz aller Abwehr- und Abkehrversuche immer wieder sucht und mit hingebungsvoller und aufopferungswilliger Liebe nachgeht, die nicht das Ihre sucht, sondern ganz den Geliebten meint und heimbringen will.

Luther verbindet diese liebevolle Haltung Gottes uns gegenüber mit seinen Augen, mit der Art und Weise seines Ansehens. Was Gott uns gibt an Gütern mit austeilenden Händen, ist nur die Folge seiner anschauenden Liebe: "In den Gütern gibt Gott das Seine, im Ansehen und in der Gnade gibt er sich selbst; in den Gütern empfängt man seine Hand, aber in der Gnade Ansehen empfängt man sein Herz, Geist, Mut und Willen." (571)

Wenn ich einer solchen anschauenden Liebe ansichtig werde im Empfangen von Wort und Sakrament und vor allem im Empfangen des Segens ("der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir"), dann löst das eine Gegen­bewegung in mir aus: ich erhebe mein Herz zu dem, der mich auf diese Weise liebt, ich öffne meine Augen und Sinne, sehe und schmecke, wie freundlich der Herr ist.

Luther schreibt dazu in seiner Magnificatauslegung: "Wenn uns jemand etwas besonders Gutes tut, dann bewegt sich unser ganzes Leben gleichsam auf ihn hin und wir sprechen: O, ich halte viel von ihm, d.h. eigentlich: meine Seele macht ihn groß. Wieviel mehr wird solche lebendige Bewegung sich regen, wenn wir Gottes Güte empfinden." (554)

Lieben heißt den anderen groß machen, viel von ihm halten, in der Erwide­rung anschaulicher Liebe Freude und Lust empfinden. Augustinus hat das "Gott genießen" genannt, eine Haltung, die heute beinahe verlorengegangen zu sein scheint angesichts der Herausforderung zu immer neuen "guten Taten". Aber so, wie wir nicht gleich auf Gottes Güter schauen sollen, sondern vor allem auf seine Güte, so sollen wir auch nicht zuerst auf unsere Werke sehen, sondern auf unser Geliebtsein und es vor Gott genie­ßen, ehe wir uns daran machen, Gott nicht nur mit unserer Verehrung zu lieben, sondern auch mit unseren Taten zu loben.

Es ist allerdings wichtig für uns, daß wir Gott gleichmäßig und richtig lieben und loben und nicht uns selbst und unseren Nutzen dabei suchen. Wie jenes Aschenbrödlein, das Luther als Beispiel für wahre Gottesliebe anführt: "Das arme Aschenbrödlein hat nichts als eitel Mangel und Unge­mach, sucht keinen Nutzen, läßt sich daran genügen, daß Gott gut ist, wenn sie es auch nimmermehr empfinden sollte - was doch unmöglich ist. Sie bleibt in beiden Fällen gleich und dieselbe: liebt und lobt ebensowohl Gottes Gütigkeit, wenn sie nicht empfunden als wenn sie empfunden wird, klammert sich nicht an die Güter, wenn sie da sind, fällt auch nicht ab, wenn sie weg sind. Das ist die rechte Braut, die zu Christus spricht: Ich will nicht das Deine, ich will dich selber haben, bist mir nicht lieber, wenn mir wohl ist, auch nicht unlieber, wenn mir übel ist." (557)

Eine solche Gottesliebe hatte David: "O wie ein reiner Geist ist das gewe­sen, der in der höchsten Not nicht abläßt, Gottes Güte zu lieben, zu loben und ihr zu folgen." (558)

Eine solche Gottesliebe hatte auch Maria, ob sie nun niedrig und nichts war oder in den höchsten Gütern schwebte: "Mit fröhlichem, springendem Geist rühmet sie sich und lobet Gott, er habe sie angesehen, obwohl sie niedrig und nichts gewesen sei." (548) Sie nennt Gott ihren Heiland oder Seligkeit: "was sie doch nicht sah noch empfand, sondern worauf sie in fester Zuver­sicht vertraute, er wäre ihr Heiland und Seligkeit" (556). Mitten in den großen, überschwenglichen Gütern schwebend "hängt sie doch nicht daran und sucht nicht ihren Nutzen darin, sondern behält ihren Geist in Liebe und Lob der bloßen Gütigkeit Gottes rein, bereitwillig und gern anzu­nehmen, wenn Gott sie derselben wieder berauben und ihr einen armen, nackten, Mangel habenden Geist lassen sollte." (558) "Das ist wahrlich ein Geist, der nur im Glauben daherspringt und hüpft, nicht um der der Güter Gottes willen, die sie empfand, sondern nur um Gottes selbst willen, den sie nicht empfand, fröhlich ist, um ihres Heiles willen, das sie nur im Glauben erkennet." (558)

Eine solche Gottesliebe hatte vor allem Christus: Er wurde von Gott selbst in die Tiefe alles Jammers geworfen und war darin vortrefflich erfahren, "wohin Gottes Sehen, Werk, Hilfe, Art, Rat und Willen gerichtet sei". Trotzdem bleibt er "voller Bekenntnis, Lieb und Lob Gottes ewiglich, wie der Psalm 21,7 sagt: Du erfreust ihn mit Freude vor deinem Angesicht." (548)

Und auch alle Heiligen haben eine solche Gottesliebe: "Alle Heiligen werden nichts anderes tun, als Gott im Himmel loben, daß er sie in der Tiefe ange­sehen und sich allda ihnen bekannt, lieblich und löblich gemacht hat." (548)

So kann Luther aus all diesen Beispielen den Grundsatz wahrer Gottesliebe ableiten: "Der aber liebt und lobt Gott bloß und recht, der ihn nur des­wegen lobet, daß er gut ist, und nichts mehr als seine bloße Güte ansiehet und nur an derselben seine Lust und Freude hat." (556) An Gott seine Lust und seine Freude haben, seine Güte von Herzen genießen, das heißt ihn recht lieben.

Der wahren Gottesliebe, die Luther besonders in der hohen und zarten Gestalt der Jungfrau Maria verwirklicht sieht, stellt er die "unreinen und verkehrten Liebhaber Gottes" gegenüber: sie sind "nicht mehr als bloße Selbstsüchtige", die das Ihre an Gott suchen, "die nicht seine bloße Gütig­keit lieben und loben, sondern nur auf sich selbst sehen und achten, wie sehr Gott gegen sie gut sei, das ist wieviel er ihnen seine Güte fühlbar zeige und ihnen wohltue. Sie halten viel von ihm, sind fröhlich, singen und loben ihn, solange solches Empfinden währet. Wenn sich aber Gott ver- birgt und seiner Gutheit Glanz an sich ziehet, daß sie bloß und elend sind, so geht auch Lieb und Lob zugleich aus, und sie können nicht die bloße, nicht fühlbare, in Gott verborgene Güte lieben noch loben. ... Es ist nicht rechte Liebe und Lob der bloßen Güte dagewesen, sondern sie haben viel mehr Lust an dem Heil gehabt als am Heiland, mehr an den Gaben als an dem Geber, mehr an der Kreatur als an Gott." (556/557)

Gott lieben heißt ihn gegen allen äußeren Anschein um seiner selbst willen lieben und offen sein für alles, was er aus Liebe schenkt.

Unsere Erfahrung in der Begegnung mit Gott erhält hier eine wichtige Orientierung, die bedeutsam ist für das Erleben jeder Liebe: es kommt nicht darauf an, daß wir immer ein handgreifliches Ergebnis vor Augen haben, uns also auf äußerliche Wirkungen und Beweise verlassen können, sondern daß wir ein unbedingtes Zutrauen gewinnen zu der uns verspro­chenen und verheißenen Güte. Wer so vertrauen und lieben kann und also die Person des Geliebten mehr im Blick hat als ein vorzeigbares und ver­wertbares Ergebnis der Liebe, der macht zuallererst die Erfahrung, welche verändernde Kraft die Liebe hat. Sie verwandelt die Welt, sie läßt mich anders erleben, "sie verträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles"[15].

"Schönheit ist im Auge des Betrachters" - so lautet eine weise, alte Er­kenntnis, d.h. es gibt keine objektive Erfahrung, sondern alle Erfahrung ist bestimmt von dem Blick, den ich auf das Erlebte richte. Mögen unsere Augen stets erleuchtet sein von der Klarheit und Liebe Gottes! Dann schenken sie uns beglückende Erfahrungen, die auch das Schwere aushal­ten und zuletzt in Segen verwandeln.

 

4. Gott loben

 

Das Gotteslob des Magnificat ist vor allem ein Lobgesang über die großen Taten Gottes, den wir nachsingen sollen. Solches Nachsingen läßt sich nach Luther aber nicht mit Worten lehren, sondern nur durch eigene Erfahrung kennenlernen: Es geht nicht ohne eigene Erfahrung und Fühlen, "zu welchen doch niemand kommt, er traue denn Gott mit ganzem Herzen, wenn er in der Tiefe und Not ist" (550).

Das Gotteslob erhebt sich aus der Tiefe schmerzlicher Erfahrung, wenn ich bereit bin, all meine selbstgemachten Sicherheiten fahren zu lassen und mich ganz Gott anzuvertrauen, meine Sorge auf ihn zu werfen und die Er­fahrung zu machen, was für ein schöpferischer Gott er ist, der das Leben will und aus der Tiefe erhebt. Zur Erfahrung tritt also der Glaube hinzu, der bereit ist, von Gott alle Lösung zu erwarten, der empfänglich ist für das schöpferische Handeln Gottes und sich beschenken läßt mit Leben und Trost.

Luther schreibt: "Nur der Glaube macht fromm, gerecht und selig, das ist die gute Zuversicht in die uns versprochene unsichtbare Gnade Gottes." (552)

Gotteslob bringt solche Erfahrung der unsichtbaren Gnade Gottes zur Spra­che, erhebt Gott zum Jubel vor allen Menschen, vertraut ihm in allen Dingen. Das kann man nicht selber machen. Es ist ein Geschenk durchlitte­ner und bestandener Erfahrung, die Gott alles Heil und alles Gute zutraut. Luther schreibt: "Es ist kein Menschenwerk, Gott mit Freuden loben. Es ist vielmehr ein fröhliches Leiden und allein ein Gotteswerk, das sich nicht mit Worten lehren, sondern nur durch eigene Erfahrung kennenlernen läßt." (550)

Das Herausstellen der eigenen Erfahrung kann einem aber auch in doppelter Hinsicht einen Streich spielen:

- wenn ich Gott nur dann loben kann, wenn er mir wohltut;

- wenn ich mich mit Gottes Gütern über andere erhebe.

In beiden Fällen wird Gottes Freiheit und Ehre verletzt, und ich bin daran gehindert, Gott in rechter Weise zu loben. Luther nennt Menschen, die sich so verhalten, "zweierlei falsche Geister, die das Magnificat nicht recht singen können" (554):

"Die ersten, die Gott nicht eher loben, er tue ihnen denn wohl, scheinen Gott sehr zu loben. Aber dieweil sie niemals Unterdrückung und die Tiefe leiden wollen, können sie niemals die rechten Werke Gottes erfahren und deshalb auch nimmermehr Gott recht lieben noch loben ... Wo es aber schlecht geht, ist das Singen aus, da hält man nichts mehr von Gott." (554/555)

"Die anderen sind noch gefährlicher, die auf die andere Seite weichen, die sich mit Gottes Gütern erheben und dieselben nicht der reinen Güte Gottes zueignen. Sie wollen auch was dran haben, wollen deswegen geehrt und in Ansehen vor anderen Menschen gehalten sein, schauen ihr großes Gut an, das Gott mit ihnen gewirkt, klammern sich daran und nehmen sich seiner an als des ihren und halten sich den anderen gegenüber, die solches nicht haben, für etwas Besonderes." (555)

Und Luther seufzt: "O wir armen Menschen, wenn wir ein wenig Gut, Gewalt oder Ehre haben, ja ein wenig hübscher als andere sind, können wir uns nicht einem geringeren vergleichen und ist des Anspruchnehmens kein Maß: was wollten wir tun, wenn wir große, hohe Güter hätten? Des­halb läßt uns Gott auch arm, unglücklich bleiben, weil wir seine edlen Güter nicht unbefleckt lassen; wir können nicht von uns das gleiche meinen wie vorher, sondern lassen den Mut immer mit wachsen und abnehmen, je nachdem die Güter kommen oder gehen. Aber dies Herz Marias stehet zu allen Zeiten fest und gleich, lässet Gott in sich nach seinem Willen wirken, nimmt nicht mehr davon als einen guten Trost, Freude und Zuversicht in Gott. So sollten wir auch tun, das wäre ein rechtes Magnificat gesungen." (556)

Rechtes Gotteslob wartet also nicht darauf, mit Gütern beschenkt zu werden, und erhebt sich nicht, wenn Güter sich einstellen. Rechtes Gotteslob sucht Trost, Freude und Zuversicht allein in Gott und läßt sich an seiner Gnade genügen.[16]

Das Gotteslob hat aber nicht nur eine hymnische, lobpreisende  Seite, daß wir etwas vorgesungen bekommen aus tief erfahrener Freude und nun ein­geladen werden, es unsererseits nachzusingen aus dem, was wir selbst er­lebt haben. Gotteslob meint auch eine Frömmigkeit, die frei ist zu "humaner Aktivität"[17].

Luther widmet seine Magnificatauslegung dem achtzehnjährigen Herzog Johann Friedrich von Sachsen, der 1532 die Regierung im Kurfürstentum Sachsen übernehmen und für die Sache der Reformation von großer Bedeutung werden sollte. Luther dankt mit dieser Widmung dem Herzog nicht nur dafür, daß er sich für ihn und seine Sache 1520/21 eingesetzt hatte, sondern läßt sie ihm auch darum zuteil werden, weil er der Meinung ist, daß die Frömmigkeit eine das ganze, also auch das politische Leben bestimmende Grundhaltung ist, die nicht auf Innerlichkeit eingeschränkt werden darf. Auch ein Herzog oder Fürst bedarf der Frömmigkeit: "Denn das ist sehr nötig, weil an der Person eines solchen großen Fürsten vieler Leute Heil liegt, wenn er seinem Eigenwillen entzogen und von Gott gnädig regiert wird, wiederum vieler Verderben, wenn er sich selbst überlassen und ungnädig regiert wird." (544)

Das Gotteslob eines Regierenden besteht darin, seinen Eigenwillen zurück­zunehmen und Gott die Ehre zu geben; die ihm anvertrauten Machtbefug­nisse so zu gebrauchen, daß darin Gottes schöpferisches, rettendes und bewahrendes Handeln zum Zuge kommen kann: "Denn solange die Welt steht, müssen Obrigkeit, Regiment, Gewalt und die Regierungsstühle blei­ben. Aber daß sie diese übel und gegen Gott brauchen, um den Frommen Unrecht und Gewalt zu tun, und daß sie ein Wohlgefallen daran haben, sich deswegen erheben, sie nicht mit Furcht Gottes zu seinem Lob und zum Schutz der Gerechtigkeit brauchen, das leidet er nicht lange ... Gott zer­stört den Hochmut und die Hochmütigen, die sich selbst damit dienen, Wohlgefallen daran haben, Gott nicht fürchten und die Frommen und das göttliche Recht damit verfolgen und so die schönen Gaben Gottes wider Gott mißbrauchen." (590)

Aber nicht nur die Regierenden werden ermahnt, Gott die Ehre zu geben und sorgfältig zu sein. Auch alle anderen Menschen sollen sich in ihrem Verhalten auf Gott besinnen und ihn loben durch die Bewahrung des Rechts. Es ist ein Zeichen von Unglaube und selbstsüchtiger Sorge, wenn wir Unrecht dahingehen lassen und uns feige zurückziehen, statt unseren Einfluß geltend zu machen, damit Gottes lebensschaffender und lebenser­haltender Wille durch uns wirksam werden kann.

Luther schreibt: "Der Unglaube macht, daß wir Gottes Wort, die Wahrheit, das Recht unterliegen sehen, das Unrecht obliegen, und schweigen still, strafen nicht, reden nicht deswegen, wehren nicht, lassen gehen, was da gehet. Warum? Wir haben Sorge, man greife uns auch an und mache uns arm, daß wir dann Hungers sterben und ewig erniedrigt werden. Das heißt dann, zeitlich Gut höher als Gott geachtet und an seiner Stelle zum Abgott gemacht." (593)

Gott loben heißt also, Gott in allen Dingen, auch des alltäglichen und poli­tischen Lebens, die Ehre zu geben, die anvertraute Macht zum Nutzen der Menschen zu gebrauchen und gegen Unrecht und Gewalt mutig und ohne Angst um die eigene Sicherheit aufzutreten und Gottes Heilswillen zur Gel­tung zu bringen.

Gotteslob singt nicht nur von den großen Taten Gottes, sondern findet selber den Mut, etwas Tapferes zu tun: für die Wahrheit, für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten.

 

*

Gott erfahren, Gott erkennen, Gott lieben und Gott loben - das können wir als Menschen nur, wenn wir lernen, die Welt, in der wir leben, aus einem bestimmten Blickwinkel heraus zu betrachten. Diese Sehweise des Glaubens ist nicht selbstverständlich. Sie wird uns geschenkt, wenn wir Zutrauen haben zu der Liebe Gottes, wenn wir versuchen, die Art und Weise, wie Gott auf die Menschen und auf die Welt sieht, zu verstehen, und uns darum bemühen, diese Sehweise zu unserer eigenen zu machen - zuerst so, daß wir sie gegen uns selbst gelten lassen, uns also als von Gott geliebte Menschen betrachten, und dann so, daß wir diese Sehweise auch auf andere Menschen, ja auf die ganze Kreatur übertragen und sie mit Gottes liebevollen Augen zu sehen lernen.[18]

Gott erfahren in unserem Leben - das können wir nur, wenn wir bereit sind, alle menschliche Selbstbetrachtung aufzugeben und uns zu öffnen für die Sehweise Gottes, der uns in der Tiefe liebt und möchte, daß wir so auch andere wiederlieben. Solche Sehweise ist nicht anders zu erlangen als durch einen Glauben, der Gott vertraut und ihm die Verwandlung, das Heilen und Zurechtbringen alles Verlorenen und Zerbrochenen zutraut. Glaube und Erfahrung müssen zusammenkommen, ja recht verstanden ver­hilft erst der Glaube dazu, Erfahrungen mit Gott und der Liebe in diesem Leben zu ermöglichen.[19]

Luther schreibt dazu in seiner Magnificatauslegung: "Du mußt dir Gottes Willen über dich ohne alles Wanken, ohne alles Zweifeln vor Augen stellen, so daß du fest glaubest, er werde und wolle auch mit dir große Dinge tun. Dieser Glaube lebt und webt, der dringt durch und ändert den ganzen Menschen ... Dieser Glaube vermag alle Dinge, wie Christus sagt, der be­steht allein, der kommt auch in die Erfahrung göttlicher Werke, und da­durch in die göttliche Liebe und so in Lob und Gesang Gottes, daß der Mensch groß von Gott hält und ihn recht groß macht. Denn Gott wird nicht von uns in seiner Natur groß gemacht, der unwandelbar ist, sondern in unserer Erkenntnis und Empfindung, d.h. wenn wir viel von ihm halten und ihn für groß erachten, zuvörderst nach seiner Güte und Gnade." (553/554)

Der Glaube kommt in die Erfahrung Gottes - das ist der Schlüsselsatz für das Verständnis der Erfahrung bei Luther. Und so muß die Rede vom er­fahrenen Glauben ergänzt werden durch den Hinweis auf das, was aller Erfahrung vorausgeht, sie ermöglicht und qualifiziert: die Liebe des Schöpfers, die uns eingestiftet ist, so daß wir vertrauen und glauben können, es geschehe uns zugute, was uns geschieht, es begegne uns in allem Gott mit seiner Güte und seiner zurechtbringenden Liebe, auch wenn sie manchmal unter dem Gegenteil verborgen ist.

Wer so glauben kann, der mag sich verlassen auf seine eigene Erfahrung, der mag dem vertrauen, was er selbst erlebt hat. Der wird sein eigenes Leben immer wieder mit den Geschichten der Bibel in Verbindung bringen und wissen, wie sehr er selbst mit all dem ge­meint ist, was da erzählt wird. Der wird hören auf die Verkündigung der Kirche, aber dabei immer auch auf sein eigenes Leben und seine eigene Erfahrung achten. Wie Luther gesagt hat: "Ein jeglicher soll darauf acht haben, was Gott mit ihm wirkt, vor allen Werken, die er mit anderen tut. Denn es wird keines Seligkeit darinnen stehen, was er mit einem anderen, sondern was er mit dir wirkt." (565)

Diese Einsicht erlaubt zum Schluß eine kritische Bemerkung zu dem hier und da wieder anzutreffenden Auslegungsmonopol der Pfarrerinnen und Pfarrer, die allein zu wissen meinen, was gegenwärtig Sache der Kirche und für die Gläubigen zu ihrem und der Welt Heil anzunehmen sei. Ich meditiere dabei einen bestimmten Abschnitt aus der Magnificatauslegung Luthers und verstehe ihn in einem übertragenen Sinn:

"Die Priester hatten diese Ehre (des königlichen Geschlechts Davids) an sich gebracht und regierten allein ..." (549):

Die Theologen haben die Ehre der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes an sich gebracht, die Ehre des rechten Verstehens aufgrund eigener Erfah­rung und eigenen Umgangs mit der Heiligen Schrift.

"Das königliche Geschlecht Davids war vor Armut und Verachtung wie ein toter Baumstumpf, so daß nicht mehr Hoffnung noch Anschein da war, daß von ihm wieder ein König zu großen Ehren kommen sollte ..." (549):

Der "Königsweg" der eigenen Erfahrung scheint wie zugeschüttet, die Menschen erleben nicht mehr, was ihrer Sehnsucht nach Rettung und Heil Erfüllung verspricht.

"Und eben da solche unansehnliche Gestalt am weitesten entwickelt war, kommt Christus und wird von dem verachteten Stamm, von dem geringen armen Dirnlein geboren ..." (549):

Es ist jedesmal ein Wunder, wenn die Maria in uns gestärkt wird, wenn wir wieder den Mut zu einem einfachen Glauben haben aufgrund eigener Erfah­rung, indem wir auf das hören, was sich in uns regt, indem wir Zugang finden zu der Quelle schlichten Vertrauens, die Gott in uns gelegt hat.

Es mag allen, die ohne eigene Erfahrung vom Glauben reden und dabei anderen den Zugang zu ihrer je eigenen Glaubenserfahrung verstellen, zur Mahnung dienen, was Luther über die "Schriftgelehrten" in seiner Magnifi­catauslegung geschrieben hat: "Die Reichen sind die geringsten Feinde göttlicher Wahrheit, viel mehr tun die Gewaltigen, aber solche "Gelehrten" sind die größten, die reizen die anderen an. Die Reichen vertilgen die Wahrheit bei sich selbst, die Gewaltigen verjagen sie bei den andern; aber die Gelehrten sind die ärgsten, sie löschen sie als solche ganz aus und bringen anderes auf: ihres Herzens Eigendünkel, daß die Wahrheit nicht wieder aufkommen kann. So weit nun die Wahrheit an sich selbst besser ist als die Menschen, in denen sie wohnet, um soviel sind die Gelehrten ärger als die Gewaltigen und Reichen." (589)

Und so kommt am Ende der einfache Glaube und das einfache Vertrauen derer zu Ehren, die wie Maria ihr Herz Gott öffnen und sich beschenken lassen aus seiner reichen Gnade:

"Wer die göttlichen Taten mit tiefem Herzen gut bedenkt und sie mit Bewunderung und Dank ansiehet, daß er vor Inbrunst herausfährt, mehr seufzet als redet, und die Worte selber fließend (nicht erdacht und vorher zusammengestellt) herausbrechen, daß gleichsam der Geist mit herausschäu­met und die Worte Leben, Hände und Füße haben, ja, daß zugleich der ganze Leib und alles Leben und alle Glieder gerne reden wollten: das heißt recht aus dem Geist und in der Wahrheit Gott loben, da sind die Worte eitel Feuer, Licht und Leben." (572)

 

 

Literatur:

 

Hermann Wolfgang Beyer, Gott und die Geschichte nach Luthers Auslegung des Magnifikat, in: Luther-Jahrbuch 21 (1939) 110-134.

Wilhelm Maurer, Schöpfungswerk und Erlösungswerk in besonderer Bezie­hung zur Auslegung des Magnifikat, in: ders., Von der Freiheit eines Christenmenschen. Zwei Untersuchungen zu Luthers Reformationsschriften 1520/21, Göttingen 1949, bes. S. 81-109.

Karl-Heinz zur Mühlen, Luthers Frömmigkeit und die Mystik. Seine Ausle­gung des "Magnificat" von 1521, in: Wolfgang Böhme (Hg.), Freiheit und Frömmigkeit. Über Martin Luther (Herrenalber Texte 49), Karlsruhe 1983, S. 51-65.

Edgar Thaidigsmann, Gottes schöpferisches Sehen. Elemente einer theologi­schen Sehschule im Anschluß an Luthers Auslegung des Magnificat, in: Neue Zeitschrift für systematische Theologie 29 (1987) 19-38.

Walter Mostert, Scriptura sacra sui ipsius interpres. Bemerkungen zum Verständnis der Heiligen Schrift durch Luther, in: Lutherjahrbuch 46 (1979) 60-96.

Siegfried Raeder, Luther als Ausleger und Übersetzer der Heiligen Schrift, in: Junghans (Hg.), Leben und Werk Martin Luthers von 1526 bis 1546, Göttingen 1983, bes. S. 253-269.

Hans Michael Müller, Erfahrung und Glaube bei Luther, Leipzig 1929.

Gerhard Ebeling, Die Klage über das Erfahrungsdefizit in der Theologie als Frage nach ihrer Sache. Vortrag auf dem Gründungskongreß der Wissen­schaftlichen Gesellschaft für Theologie am 3.4.1974 in Göttingen, in: ders., Wort und Glaube, Band III: Beiträge zur Fundamentaltheologie, Soteriologie und Ekklesiologie, Tübingen 1975, S. 3-28.

Hans Christian Knuth, Verstehen und Erfahrung. Hermeneutische Beiträge zur empirischen Theologie, Hannover 1986, bes. S. 101-107.

 

 

Biographische Notiz:

 

Peter Godzik, geb. 1946 in Flensburg. Nach Theologiestudium in Kiel und Hamburg Vikariat in Bogotá/Kolumbien und Kiel. Von 1975 bis 1987 Gemein­depastor in Büdelsdorf bei Rendsburg; von 1987 bis 1993 Oberkirchenrat im Lutherischen Kirchenamt in Hannover, zuständig für Fortbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer, Seelsorgefragen und Dialog mit religiösen Gemeinschaften; von 1993-1997 Pastor am Dom zu Schleswig; seit 1998 Propst des Kirchenkreises Herzogtum Lauenburg.

 

Veröffentlichungen:

Artikel "Land", "Liebe" und "Lohn" (alttestamentlicher Teil) in: Werner H. Schmidt/ Gerhard Delling (Hg.), Wörterbuch zur Bibel, Hamburg 1971.

Gedanken zur Bußtagspredigt 1979, in: Diakonisches Werk in Schleswig-Holstein (Hg.), Die Erde ist für alle da, Rendsburg 1979.

Das Wunder, heil zu werden. Biblische Anregungen für die "Gesundheits­erziehung" in: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik 93 (1985) 58-62.

Das Hirtenmahl. Eine vorweihnachtliche Feier, in: Der weite Raum, Heft 5/1987, S. 88.

Den Weg der Betroffenen beobachten. Sterben und Tod: Literatur wächst un­aufhaltsam, in: Lutherische Monatshefte 27 (1988) 445-449.

Von der Begleitung Sterbender. Referate und Beschlüsse der Generalsynode der VELKD in Veitshöchheim 1988 (Heft 30 der Schriftenreihe ZUR SACHE - Kirchliche Aspekte heute), Hannover 1989 (Hrsg. zusammen mit Jürgen Jeziorowski).

Laßt mich doch zu Hause sterben! Mit Beiträgen von Jan Christian Bauer, Jens Bruder, Petra Christian-Widmaier, Peter Godzik, Ingeborg Kruckis, Joachim E. Meyer, Claudio Kürten, Helga Obermann, Petra-R. Muschaweck, Franco Rest und Jochen Senft, Gütersloh 1989 (Hrsg. zusammen mit Petra-R. Muschaweck).

"Hospiz-Bewegung". Ein Arbeitsbericht für die Generalsynode der VELKD (Texte aus der VELKD 39/1990), Hannover: Luth. Kirchenamt 1990 (Hrsg. zusammen mit einer Arbeitsgruppe im Auftrag der VELKD).

Sterbende begleiten - Seelsorge der Gemeinde, in: Evangelische Impulse. Zeitschrift für die Arbeit mit alten Menschen 12 (1990) 10-11.

Sterbebegleitung durch die Gemeinde, in: Evangelische Information 23 (1991) 2.

4. Sonntag im Advent - Lk 1, (39-45) 46-55 (56) in: Martin Voigt (Hg.), Calwer Predigthilfen. Neue Folge, Reihe I, 1. Halbband: Advent bis Himmelfahrt, Stuttgart 1990, S. 35-42.

Die verlorengegangene Kunst des Sterbens. Besprechung des Buches von Peter Neher: Ars moriendi - Sterbebeistand durch Laien, St. Ottilien 1989, in: Lutherische Monatshefte 30 (1991) 377-378.

"... daß die Gemeinde zum Hospiz werde". Dokumentation der Klausur­tagung "Hospiz" des Diakonischen Werkes der EKD vom 18.-20. Februar 1992 im Deutschen Institut für Ärztliche Mission in Tübin­gen, Stuttgart: Zentraler Vertrieb des DWEKD (Postfach 101142, 7000 Stuttgart 10) 1992 (Hg. zusammen mit Karl Dietrich Pfisterer und Henning Pleitner).

Die Hospizbewegung in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Dokumenta­tion (Texte aus der VELKD 47/1992), Hannover: Luth. Kirchenamt 31992.

Hospize vermitteln Begleitung und Hilfe auf dem letzten Stück des Lebens­weges, in: Diakonie im Rheinland 29 (1992) 20-25.

Dem Sterben ein Zuhause geben, in: Diakonie. Theorien, Erfahrungen, Impulse 4/1992, S. 205-211.

Hospiz-Weiterbildung, in: Diakonie. Theorien, Erfahrungen, Impulse 4/1992, S. 226-229.

In Würde sterben. Die Hospizbewegung in der Bundesrepublik Deutschland, in: Nachrichten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern 47 (1992) 410-412.

Verlaß mich nicht, wenn ich schwach werde. Ein Ausbildungskurs für MitarbeiterInnen in der Begleitung Schwerkranker und Sterbender, Rissen: Erwachsenenbildungs-Verlag 1993 (Hg. zusammen mit Andreas Ebert).

Die Hospizbewegung in Deutschland. Geschichte und Stand, in: Der Johannesruf 1/1993, S. 21-24.

Die Hospizbewegung in Deutschland - Stand und Perspektiven, in: Akade­mie Sankelmark (Hg.), Nordische Hospiztage. Internationale Fach­tagung vom 1.-5. März 1993 (Dokumentation 1), Sankelmark: Haus­druckerei des Deutschen Grenzvereins 1993, S. 27-36.

Die gemeinsame christliche Hoffnung und ihre unterschiedliche Auslegung, in: Reinhard Brandt/ Peter Godzik/ Ulrich Kühn, Hoffnungsbilder gegen den Tod (Vorlagen. Neue Folge 20), Hannover: Lutherisches Verlagshaus 1994, S. 9-29 (zusammen mit Reinhard Brandt)

 



[1] WA 7,544-601. Hochdeutscher Text nach Kurt Aland (Hg.), Luther deutsch. Die Werke Martin Luthers in neuer Auswahl für die Gegenwart, Band 5, Stuttgart und Göttingen 1963, S. 274-340. Stellenangaben: Seite in WA 7.

[2] Bärbel von Wartenberg-Potter, Die Reise der Pachamama. Eine theologische Erzählung, Stuttgart 1989, S. 53.

[3] Werner Huth, Nicht nur von dieser Welt? Schwierigkeiten des modernen Menschen mit dem Christentum, in: Nachrichten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern 45 (1990) 361-364.

[4] Wolfgang Langer (Hg.), Handbuch der Bibelarbeit, München 1987.

[5] Vgl. die Konsultation zu Fragen der Schriftauslegung mit der Konferenz der Bekennenden Gemeinschaften, dokumentiert in den VELKD-Informationen Nr. 67/1991, S. 5-11.

[6] De civitate Dei XVIII 41

[7] De civitate Dei XIII 16

[8] Confessiones VII 20

[9] Vgl. dazu die Beiträge von Raeder, Mostert und Knuth.

[10] Vgl. dazu den Beitrag von Edgar Thaidigsmann.

[11] Jesaja 55,8-11.

[12] Vgl. dazu den Beitrag von Hans-Christian Knuth.

[13] Hesekiel 33,11.

[14] Johannes 15,16.

[15] 1. Korinther 13,7.

[16] 2. Korinther 12,9. Vgl. dazu das Gebet von Eduard Mörike:

 

                                   Herr! Schicke, was du willt,

                                   Ein Liebes oder Leides;

                                   Ich bin vergnügt, daß beides

                                   Aus deinen Händen quillt.

 

                                   Wollest mit Freuden

                                   Und wollest mit Leiden

                                   Mich nicht überschütten!

                                   Doch in der Mitten

                                   Liegt holdes Bescheiden.

                                    

[17] Vgl. dazu den Beitrag von Karl-Heinz zur Mühlen.

[18] Vgl. dazu den Beitrag von Edgar Thaidigsmann.

[19] Vgl. dazu die Beiträge von Hans Michael Müller und Gerhard Ebeling. Ebeling schreibt in seinem Beitrag auf S. 6: "Der Glaube ... stellt sich zur Erfahrung nicht gleichgültig, streitet vielmehr darum, was in Wahrheit so zu heißen verdient."