Peter Godzik
Erfahrener Glaube
Hermeneutische Aspekte in Luthers
Magnificatauslegung von 1521[1]
Die Maria des Magnificat (Lukas
1,46-55) wird heutzutage gern als "Erfahrungstheologin" bezeichnet,
weil sie nicht über allgemeine Wahrheiten, sondern von ihrer eigenen Erfahrung
spricht.[2] Solche moderne, feministische Einschätzung steht in der Auslegungstradition
Luthers, der gleich zu Beginn seiner Magnificatauslegung von 1521 hervorhebt:
"Um diesen Lobgesang ordentlich zu verstehen, ist darauf zu merken, daß
die hochgelobte Jungfrau Maria aus eigener Erfahrung redet, darin sie durch den
heiligen Geist erleuchtet und gelehrt worden ist." (546)
Es klingt gleichfalls sehr modern,
wenn Luther solchen selbst erfahrenen Glauben dem allgemeinen Gerede der
(männlichen) Theologen gegenüberstellt, die ohne eigene Erfahrung über den
Glauben nur reden und spekulieren: "Ihrer sind viele, die Gott mit lauter
Stimme preisen, mit kostbaren Worten predigen, viel von ihm reden, disputieren,
schreiben und malen, viele, die sich über ihn Gedanken machen und durch die
Vernunft nach ihm trachten und spekulieren, dazu viele, die ihn mit falscher
Andacht und Willen erheben." (554) Dabei ist Luther gerade in der
Magnificatauslegung eines vor allem deutlich geworden: "Es kann niemand
Gott noch Gottes Wort recht verstehen, er habs denn unmittelbar von dem
heiligen Geist. Niemand kanns aber von dem heiligen Geist haben, er erfahre es,
versuchs und empfinde es denn. Und in dieser Erfahrung lehret der heilige Geist
als in seiner eigenen Schule, außerhalb derer nichts gelehrt wird als nur leere
Worte und Geschwätz." (546)
Mich erinnert diese kritische
Einschätzung Luthers an die fundamentale Kritik, die der Münchener
Psychoanalytiker Werner Huth an den heutigen Theologen übt: Ihnen fehlt, so
behauptet er, von wenigen Ausnahmen abgesehen, jegliche spirituelle Erfahrung.
Sie wirken eher erschöpft und unoriginell. Viele von ihnen sind oft merkwürdig
pseudoextrovertiert, hektisch und redselig und dabei innerlich weit von sich
selbst entfernt. Die meisten Theologen sind weder von ihrer Ausbildung noch von
ihrer geistig-geistlichen Weiterbildung her in der Lage, einer großen Gruppe
religiös ansprechbarer Menschen kompetente Antworten auf ihre Fragen zu geben.[3]
Dieses harte (und in seiner
Zuspitzung vielleicht auch etwas überzogene) Urteil ist aus Werner Huths
langjähriger Beratungs- und Behandlungspraxis an zahlreichen kirchlichen
Mitarbeitern erwachsen. Es macht deutlich, wie wichtig ein erfahrungsbezogener
Glaube heutzutage für alle diejenigen ist, die sich berufen fühlen, das lebendige
und lebenschaffende Wort Gottes weiterzusagen in einer Welt, die zunehmend nach
Sinn und Orientierung fragt.
Nun sind in den letzten Jahren eine
Reihe von erfahrungsbezogenen Methoden der Bibelarbeit entwickelt worden,
darunter das "bible sharing" und das "Bibliodrama" sowie
zahlreiche andere kreative Auslegungsmethoden. Auskunft darüber gibt ein
"Handbuch der Bibelarbeit", das 1987 im Kösel-Verlag erschienen ist.[4] Aber immer wieder wird die theologische
Legitimität dieser Auslegungsmethoden in Zweifel gezogen und besonders der
Selbsterfahrungscharakter solcher Arbeit mit und an den biblischen Texten
kritisiert.[5] Es wird befürchtet, daß hier der
heilige Geist auf unzulässige Weise methodisiert oder gar durch eigene
menschliche Anstrengung und einen gewissen Gruppendruck ersetzt wird. Mahnend
und warnend wird an Artikel 5 der Augsburgischen Konfession erinnert, wo es
heißt, daß Gott uns den heiligen Geist (nur) durch Mittel gibt, nämlich durch
das gepredigte Wort des Evangeliums und die Sakramente. Und nach Artikel 14 der
Confessio Augustana ist die öffentliche Vermittlung von Wort und Sakrament an
das geordnete kirchliche Amt gebunden. Wie zu Zeiten der reformatorischen Väter
wird also befürchtet, daß kreative und selbsterfahrungsbezogene Methoden der
Bibelarbeit, noch dazu in Gruppen, zu Schwärmerei und Irrglauben führen
könnten.
Was bedeutet es in dieser Situation,
wenn wir bei Luther in seiner Magnificatauslegung von 1521 lesen:
"Niemand kann Gott noch Gottes Wort recht verstehen, er habs denn
unmittelbar von dem heiligen Geist. Niemand kanns aber von dem heiligen Geist
haben, er erfahre es, versuchs und empfinde es denn." (546)?
Ich möchte im folgenden versuchen,
dem Erfahrungsbegriff bei Luther ein wenig nachzugehen, um zu verstehen, was
dabei für ihn wichtig ist und welche Grenzen er erkennt und einhält. Vielleicht
gewinnen wir daraus einige brauchbare Kriterien für die gegenwärtige Debatte um
eine angemessene Schriftauslegung.
*
Geradezu programmatisch hält Luther
in der Vorrede zu seiner Magnificatauslegung fest: "Es kann niemand Gott
loben, er habe ihn denn zuvor lieb. Ebenso kann ihn niemand lieben, er sei ihm
denn aufs lieblichste und allerbeste bekannt. Ebenso kann er uns nicht so
bekannt werden außer durch seine Werke, die er an uns erzeigt, die wir gefühlt
und erfahren haben." (548)
Eigene (und wie sich noch zeigen
wird: durchaus ambivalente) Erfahrungen führen durch vertieftes Erkennen und
Verstehen zur Liebe und zum Lob Gottes. Dieser Vorgang einer liebenden Antwort
auf Gottes gnädige Zuwendung ist aber immer bedroht durch eine falsche
Betrachtungsweise des Menschen: durch Unglaube und Hochmut. Diese verkehrte
Sehweise gilt es zu überwinden und zu einer Weltsicht zu gelangen, die Gottes
schöpferischem Handeln und seiner barmherzigen Liebe entspricht.
Doch folgen wir zunächst den
Schritten, die Luther in seiner Magnificatauslegung ausdrücklich benennt und
die den Menschen aus eigener Erfahrung zum Lob Gottes führen.
1. Gott erfahren (fühlen, empfinden)
Luther legt großen Wert darauf, daß
jeder Mensch bei sich selbst, in seiner eigenen Lebenserfahrung nach den Spuren
Gottes Ausschau hält: "Ein jeglicher soll darauf achten, was Gott mit ihm
wirkt, vor allen Werken, die er mit anderen tut. Denn es wird keines Seligkeit
darinnen stehen, was er mit einem anderen, sondern was er mit dir wirkt."
(565)
Die Einübung in den christlichen
Glauben geschieht meist so, daß wir als Kinder zunächst Geschichten hören von
den großen Taten Gottes, die er an anderen zu verschiedenen Zeiten vollbracht
hat. Soll das Vertrauen in diese Geschichten nicht Schaden nehmen durch
allerlei Vernunft- und Existenzzweifel beim Heranwachsenden, kommt es sehr darauf
an, daß wir irgendwann in unserem Leben begreifen, wie sehr wir selbst mit all
dem gemeint sind, was da erzählt wird.
Ich erinnere mich noch gut an einen
bestimmten Kindergottesdienst, als ich ein Bild von der Taufe Jesu in das
Goldene Buch unserer Gemeinde malen sollte. Das darüber gesetzte Bibelwort
"Du bist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe" (Markus
1,11 par.) habe ich damals ganz naiv auch auf mich bezogen und von da an immer
wieder nach Möglichkeiten der Identifizierung gesucht. "Du bist der
Mann" (2. Samuel 12,7) - das bezog sich in der Folgezeit auf viele
biblische Geschichten, mit deren Hilfe ich lernte, meine eigene
Lebensgeschichte in einer bestimmten Weise vor Gott zu deuten.
Im Jakobskampf am Jabbok (1. Mose
32,23-33) z.B. erkannte ich die eigene Geschichte der Auseinandersetzung mit
meinem Vater und den Kampf um seinen Segen für meinen eigenen Lebensweg wieder.
Ich war Jakob und Joseph, Josua und David, Petrus und Johannes, auch Judas und
manch andere dunkle Gestalt der Bibel. Es dauerte eine Zeit, bis ich die Frauengestalten
der Bibel näher an mich heranlassen konnte und in einigen von ihnen z.B. das
mütterliche Erbe Jesu oder auch mein eigenes entdeckte. Am aufregendsten war
es, wenn wir später in Gruppen versuchten, uns der Christus-Gestalt so zu nähern,
daß auch eigene Anteile dabei sichtbar wurden. Niemand von uns konnte einfach
so sein wie er, aber wenn wir als Frauen und Männer uns darum bemühten,
miteinander die Beziehungen in einer Geschichte zu gestalten, dann konnte es
geschehen, daß etwas von der Christus-Wirklichkeit auch unter uns als seiner
Gemeinde erfahrbar wurde.
Dieser identifikatorische Umgang mit
biblischen Texten hat mich gelehrt, meine eigene Lebensgeschichte bewußter
wahrzunehmen und sie einzuordnen in den großen Strom der Geschichte, die Gott
mit seinen Menschen geht.
"Ein jeglicher soll darauf
achten, was Gott mit ihm wirkt, vor allen Werken, die er mit anderen tut. Denn
es wird keines Seligkeit darinnen stehen, was er mit einem anderen, sondern was
er mit dir wirkt." (565)
Vielleicht ist es am einfachsten,
wenn wir in unserem Leben nur gute Erfahrungen machen, sie auf Gott zu
beziehen und ihm dafür zu danken. Jedenfalls sind wir es auch sonst im Leben
gewohnt, auf empfangene Liebe mit Dankbarkeit und der Bereitschaft zur
Erwiderung zu reagieren: "Wenn uns jemand etwas besonders Gutes tut, dann
bewegt sich unser ganzes Leben gleichsam auf ihn hin und wir sprechen: O, ich
halte viel von ihm ... Wieviel mehr wird solche lebendige Bewegung sich regen,
wenn wir Gottes Güte empfinden." (554)
Aber das Leben besteht nicht nur aus
lauter guten Erfahrungen. Früher oder später müssen wir uns mit dem Schweren im
Leben auseinandersetzen, mit dem, was wir meinen, eigentlich nicht ertragen zu
können: Krankheit und Leid, Verlust und Tod.
Wer selber durch solche Tiefen
gegangen ist, weiß, wie sich auf dem Grunde solcher abverlangten Existenz eine
neue Sicht des Lebens einstellt, wenn es nicht etwa ganz und gar zerbricht:
"Wo aber erfahren wird, wie er ein solcher Gott ist, der in die Tiefe
siehet und nur den Armen, Verachteten, Elenden, Jammervollen, Verlassenen
hilft und denen, die gar nichts sind, da wird er dem Menschen von Herzen lieb,
da geht das Herz über vor Freuden ..." (548)
Ich habe solche Erfahrungen gemacht
im Zusammenhang mit der Geburt unserer behinderten Tochter und auch später,
wenn es in der eigenen Entwicklung oder im Leben der Familie und Gemeinde zu
ernsten Krisen kam.
Luther geht in seiner Sicht des in
die Tiefe und in die Not schauenden Gottes sogar soweit, in all dem Leid seine
Liebe am Werk zu sehen: "Darum hat Gott auch den Tod auf uns alle gelegt
und seinen allerliebsten Kindern und Christen das Kreuz Christi mit unzähligen
Leiden und Nöten gegeben. Ja, er läßt sie auch zuweilen in Sünde fallen, auf
daß er ja viel in die Tiefe zu sehen hätte, vielen helfen, viel wirken, sich
als einen rechten Schöpfer erzeigen und damit sich bekannt, lieblich und
löblich machen könnte." (548)
Es gehört wohl ein großer Glaube
dazu, so Gott in allem am Werke zu sehen - "in guten und in bösen
Tagen".
2. Gott erkennen (und bekennen)
Für Luther ist es "fürwahr das
Größte im Himmel und auf Erden, daß man Gott recht erkenne": "Es sind
viele hochvernünftige Menschen und Philosophen auch damit umgegangen, daß sie
gern gewußt hätten, was doch Gott wäre, haben viel von ihm geschrieben, der
eine so, der andere so. Aber wir sind alle darin verblendet, haben den rechten
Einblick nicht gewonnen." (577)
Luther steht mit dieser Einschätzung
des philosophischen Scheiterns an der Frage der rechten Gotteserkenntnis ganz
in der Tradition Augustins. Dieser hat in seinem umfangreichen Werk "Vom
Gottesstaat" besonders auf zwei Fehlhaltungen der Philosophen hingewiesen:
auf ihre Streitsucht[6] und ihre Überheblichkeit[7], die sie daran hindern, Gottes Offenbarung
in Jesus Christus demütig anzunehmen. Sie verstehen im Grunde nichts von der
Liebe, die auf dem Fundament der Demut aufbaut.[8]
Demut und Selbsterkenntnis aufgrund
eigener Erfahrung, die Luther in seiner Auslegung des Magnificat so sehr
betont, gehören zum großen Erbe Augustins, das Luther Zeit seines Lebens im
Denken und Handeln bestimmt hat. Mich hat es einst auf den Weg der Theologie
gebracht, als ich in Oberprima über "die Philosophie und das Christentum
aus der Sicht Augustins" nachdachte und darüber eine Jahresarbeit im Fach
Latein schrieb. Mir war damals vor allem die Einsicht wichtig, daß Gott erkennen
ihn auch lieben und loben heißt. Zur Liebe gehört der Genuß Gottes, zum Lob die
Nachfolge.
Doch zurück zu Luthers
Magnificatauslegung. Luther betrachtet es als eine Kunst, Gott recht zu
erkennen: "Wie kann man ihn aber besser erkennen als aus seinen eigenen Werken?
Wer sein Werk recht erkennet, der kann in der Erkenntnis seiner Natur, seines
Willens, seines Herzens und Mutes nicht fehlgehen." (577)
Es ist der heilige Geist, der die
heilige Jungfrau Maria diese reiche Kunst und Weisheit lehrt: "daß Gott
ein solcher Herr sei, der nichts anderes zu schaffen habe, als nur zu erhöhen,
was niedrig ist, zu erniedrigen, was da hoch ist, und kurz: zu zerbrechen, was
da gemacht ist, und ganz zu machen, was zerbrochen ist." (546) Es
entspricht aber auch ihrer eigenen Erfahrung - dem, was Gott an ihr getan hat
-, so von Gott zu reden. Und so ist sie in der Lage, uns die Werke, Art, Natur
und den Willen Gottes so zu lehren, daß wir sie recht erkennen:
"Sechs göttliche Werke in
sechserlei Menschen zählt sie ... nacheinander auf, und teilt die Welt in zwei
Teile, auf jeglicher Seite drei Werke und dreierlei Menschen, und ist ein Teil
immer gegen den andern. Da zeiget sie, was Gott auf beiden Seiten tut, malet
ihn so ab, daß er nicht besser abgemalet werden könnte. Und diese Teilung ist
gut und ordnungsgemäß gefaßt und an mehreren Orten der Schrift gegründet
..." (577)
Die sechs Werke Gottes an allen
Menschen sind diese:
- Gott ist barmherzig über die
Furchtsamen;
- Gott zerstreut kräftig die
Hochmütigen;
- Gott stößt die Gewaltigen vom
Thron;
- Gott erhebt die Niedrigen;
- Gott füllt die Hungrigen mit
Gütern;
- Gott läßt die Reichen leer.
"Nach den Gotteswerken an ihr
und allen Menschen kommt Maria wieder auf den Anfang und das Erste und
beschließt das Magnificat mit dem allergrößten Werk aller Werke Gottes, das
ist die Menschwerdung des Gottessohnes." (595)
In der Auslegung dieser Gotteswerke,
die Maria im Magnificat so eindrucksvoll besingt, werden Grundsätze der
Schriftauslegung Luthers sichtbar, die ihn auch sonst bei der Interpretation
biblischer Texte leiten.[9] Sie wollen eigene Erfahrung vor
Mißbrauch und Übertreibung schützen und sie zurückbinden an ihren eigentlichen
Ermöglichungsgrund: Gottes schöpferisches, rettendes und erhaltendes Handeln.
a. Die Schrift als Interpretin ihrer
selbst
Luthers lobendes Urteil über Marias
"Gottesbild" liest sich wie eine Beschreibung seiner eigenen
Bemühungen um die Auslegung der heiligen Schrift: "sie malet Gott so ab,
daß er nicht besser abgemalet werden könnte"; alles "ist gut und
ordnungsgemäß gefaßt und an mehreren Orten der Schrift gegründet" (577).
Es ist in diesem Zusammenhang
interessant festzustellen, welche biblischen Bücher Luther bei der Auslegung
des Magnificat besonders häufig heranzieht. Es sind dies
aus dem Alten Testament:
- die poetischen Bücher 39mal
(darunter allein die Psalmen 32mal)
- die geschichtlichen Bücher 16mal
(darunter das 1. und 2. Buch
Mose je 5mal)
- die prophetischen Bücher 13mal
(darunter Jesaja 5mal und Jeremia
4mal)
aus dem Neuen Testament:
- die Paulusbriefe 21mal (darunter
der Römerbrief und der 1.
Korintherbrief je 5mal)
- die Evangelien 15mal (Lukas 6mal,
Matthäus 5mal, Johannes 4mal)
- die übrigen Briefe 3mal
- die Apostelgeschichte 1mal.
In dieser Aufstellung spiegelt sich
etwas von Luthers Erfahrungsgeschichte als Bibelausleger wider: zu Beginn der
Magnificatauslegung 1520 hielt er gerade in Wittenberg seine zweite
Psalmenvorlesung. Seit Übernahme der Bibelprofessur 1513 hatte er bereits über
die Psalmen, den Römerbrief, den Galaterbrief und den Hebräerbrief gelesen.
Luther läßt in seinen Auslegungen
die Schrift selbst zu Wort kommen. Er legt die besserwisserische Haltung
mancher Theologen ab, die die Schrift meistern wollen, weil er an sich selbst
erfahren hat, wie befreiend die Schrift wirkt, wie sie tröstet und heilt, wenn
man sie nur selbst zur Sprache kommen läßt. Die Schrift leuchtet von sich aus,
ist aus sich selbst heraus verständlich und klar. Es kommt vor allem darauf an,
den Schatten des Eigensinns, der auf sie fällt und sie verdunkelt, zurückzunehmen.
Am Ende seiner Magnificatauslegung sagt Luther: "Hier lassen wirs für
diesmal bleiben und bitten Gott um rechtes Verständnis dieses Magnificat, das
da nicht allein leuchte und rede, sondern brenne und lebe in Leib und
Seele." (601)
b. Vom Geist geleitete
Schriftauslegung
Daß die Schrift aus sich heraus
reden kann, ist für Luther die Voraussetzung dafür, daß sie für den Hörer
fruchtbar, heilsam und tröstlich wird.
Maria singt in ihrem Lobgesang von
den großen Taten und Werken Gottes, "unseren Glauben zu stärken, alle
Geringen zu trösten und alle hohen Menschen auf Erden zu schrecken. Auf diesen
dreifachen Gebrauch oder Nutzen hin müssen wir den Lobgesang gerichtet sein
lassen und verstehen; denn sie hat ihn nicht sich allein, sondern uns allen
gesungen, auf daß wir ihr nachsingen sollen." (553)
Das Verstehen der biblischen Texte
ist daran gebunden, daß wir als Menschen aufgrund unserer eigenen
Lebenserfahrung begreifen, daß hier unsere Sache verhandelt wird. Die Schrift
versetzt uns zwar außerhalb unserer selbst, aber so, daß wir zu unserem wahren
Sein finden, das immer schon in den biblischen Texten aufgehoben ist. Wir, die
wir von Gott getrennt waren, werden wieder in das rechte Gottesverhältnis
gesetzt.
Luther schreibt über Marias
lobpreisendes Bekenntnis "Er hat große Dinge an mir getan":
"Darum sind diese wenigen Worte des Geistes allezeit so groß und tief, daß
niemand sie verstehen kann, als wer auch denselben Geist wenigstens zu einem
Teil fühlet. Den Geistlosen aber, welche ihre Dinge mit viel Worten und großem
Geschrei ausrichten, sind solche Worte ganz gering anzusehen und ganz ohne Saft
und Geschmack." (571)
Von daher ist es durchaus sinnvoll,
bestimmte Worte der heiligen Schrift immer wieder zu sagen und zu hören, wie es
z.B. im "bible sharing" geschieht, damit die Worte ihre heilsame,
tröstliche und zurechtbringende Wirkung in uns entfalten können, ehe wir uns
mit allerlei Verstandes- und Vernunftgründen von ihnen distanzieren. Es ist
wichtig, daß wir wieder zu Hörern des Wortes werden, daß wir es
"wiederkäuen" und so als Nahrung in uns aufnehmen.
Es ist aber nicht nur die Vernunft
allein, die sich einem heilsamen Verstehen der heiligen Schrift in den Weg
stellt. Oft sind es auch Verzweiflung, Ratlosigkeit, Trauer und Unglaube, die
unsere Augen so halten, daß wir Gott nicht sehen können: "Es ist der
leidige Unglaube allezeit im Wege, daß Gott solche Werke nicht in uns wirken
kann und wir sie nicht erfahren noch erkennen können." (593)
Für Luther hängt das mit der
Kurzsichtigkeit und der Ungeduld der Menschen zusammen, daß wir uns nicht dem
öffnen können, was doch zu unserem Heil geschieht: "Darin widerstrebt ihm
leider doch die Welt mit ihren fehlsichtigen Augen ohne Unterlaß und hindert
ihn an seinem Sehen, Wirken, Helfen, Erkenntnis, Lieb und Lob, und beraubt ihn
aller solcher Ehre, dazu sich selbst ihrer Freude, Lust und Seligkeit."
(548) "Es gebricht nur am Glauben, daß wir nicht auch so ein wenig der
Zeit warten könnten, sonst würden wir auch fein sehen, wie die Barmherzigkeit
bei den Furchtsamen mit aller Stärke Gottes ist und der Arm Gottes wider die
Hoffärtigen mit allem Ernst und Gewalt." (587) "Denn gleich wie er
die Weisen und Klüglinge in ihrem Eigensinn und Gutdünken zerstöret, ... so zerstöret
er auch und setzt ab die Gewaltigen und Großen mit ihrer Macht und
obrigkeitlichen Gewalt ... Und wie er die tröstet, die da Unrecht und Schaden
um ihres Rechtes, Wahrheit und Wortes willen haben müssen, so tröstet er auch,
die da Schaden und Übel leiden müssen, und so viel wie er diese tröstet, so
viel erschreckt er jene. Das muß aber auch alles im Glauben erkannt und zu Ende
abgewartet sein." (589)
Rechte Schriftauslegung und rechtes
Verständnis der Schrift setzt also voraus, daß ich bereit bin, mich von den
Bibelworten verwandeln zu lassen zu einer neuen Sichtweise der Welt und meiner
eigenen Existenz, die korrigiert und geschärft ist an der schöpferischen
Sehweise Gottes.[10]
Vom Geist geleitete Schriftauslegung
vertraut sich dem Glauben an und hält Dinge für möglich, die sich unsere
Schulweisheit nicht träumen läßt. Luther faßt seine Ausführungen über den Geist
in seiner Magnificatauslegung so zusammen: "Was der Geist sei, ist jetzt
gesagt: nämlich der die unbegreiflichen Dinge durch den Glauben erfaßt."
(556)
c. Theozentrische und
christozentrische Schriftauslegung
In Luthers Magnificatauslegung
leuchten auch zwei hermeneutische Prinzipien kurz auf, die ihn sonst
grundsätzlich in seiner Schriftauslegung leiten:
- alles in der heiligen Schrift
weist auf Gottes Heilshandeln hin;
- Gottes heilsamer Wille wird in
Jesus Christus deutlich, auf den schon die Schriften des Alten Testaments
hinweisen.
Der Grundsatz der theozentrischen
Schriftauslegung wird in der Magnificatauslegung in einem Nebensatz erwähnt:
"Derartiger Exempel ist die Bibel voll, die da nichts anderes als Gottes
Werk und Wort lehrt, Menschen Werk und Wort verwirft." (594) Ebenso wird
auch der Grundsatz der christologischen Schriftauslegung eher beiläufig
erwähnt: "Darin (gemeint ist: in dem Versprechen Gottes an Abraham) ist
Christus begriffen und zugesagt, aller Welt Heiland." (598) Und doch sind
beide Grundsätze der heimliche Leit- faden auch für das Verständnis des
Magnificat und bedeutsam für jede Schriftauslegung.
Das Prinzip der theozentrischen
Bibelauslegung möchte uns davor bewahren, immer wieder nur unsere eigenen
Gedanken in der Schrift finden zu wollen. Auf diese Weise würden wir aber weder
lernen noch uns verwandeln. Daß Gott uns mit seinen Gedanken voraus ist[11], sichert seine Freiheit und unser
Heil. Gott weiß eher als wir selbst, was gut für uns ist und wodurch wir zu
unserer eigenen Wahrheit finden. Deshalb gilt es, auf ihn zu hören und von
außen anzunehmen, was uns im Innersten verwandeln und retten will.
Theozentrische Bibelauslegung hilft
mir auch, daß ich mir selbst gesagt sein lasse, was Gott zu den Menschen redet.
Es ist keine allgemeine Wahrheit, die ich etwa als Waffe gegen andere richten
könnte, sondern unmittelbare Anrede an mich, daß ich aufmerksam und bereit
bin, mir auch das Überraschende und Unangenehme sagen zu lassen.[12]
Christozentrische Bibelauslegung
macht darüber hinaus klar, was für ein Gott das ist, der mir da begegnet. Er
will nicht den Tod des Gottlosen, sondern seine Umkehr und sein Leben.[13] Er kommt mir in Christus ganz nahe,
teilt mein Schicksal bis in die tiefste Tiefe und gibt meinem Leben eine ganz
neue Perspektive von Rettung und Heil.
Beim Lesen der heiligen Schrift muß
das also ganz deutlich sein: es geht um Gottes Anrede an mich und er will mein
Heil. Das ist gemeint mit theozentrischer und christologischer
Schriftauslegung.
3. Gott lieben
Die wichtigste Einsicht im
Zusammenhang mit der Gottesliebe ist die, daß Gott uns zuerst geliebt hat, ehe
wir überhaupt etwas wahrnehmen, es empfangen und darauf antworten konnten.[14]
Gottes Liebe zu uns wird darin
sichtbar, daß er uns als sein Gegenüber geschaffen hat, daß er uns trotz aller
Abwehr- und Abkehrversuche immer wieder sucht und mit hingebungsvoller und
aufopferungswilliger Liebe nachgeht, die nicht das Ihre sucht, sondern ganz den
Geliebten meint und heimbringen will.
Luther verbindet diese liebevolle
Haltung Gottes uns gegenüber mit seinen Augen, mit der Art und Weise seines
Ansehens. Was Gott uns gibt an Gütern mit austeilenden Händen, ist nur die
Folge seiner anschauenden Liebe: "In den Gütern gibt Gott das Seine, im Ansehen
und in der Gnade gibt er sich selbst; in den Gütern empfängt man seine Hand, aber
in der Gnade Ansehen empfängt man sein Herz, Geist, Mut und Willen." (571)
Wenn ich einer solchen anschauenden
Liebe ansichtig werde im Empfangen von Wort und Sakrament und vor allem im
Empfangen des Segens ("der Herr lasse leuchten sein Angesicht über
dir"), dann löst das eine Gegenbewegung in mir aus: ich erhebe mein Herz
zu dem, der mich auf diese Weise liebt, ich öffne meine Augen und Sinne, sehe
und schmecke, wie freundlich der Herr ist.
Luther schreibt dazu in seiner
Magnificatauslegung: "Wenn uns jemand etwas besonders Gutes tut, dann
bewegt sich unser ganzes Leben gleichsam auf ihn hin und wir sprechen: O, ich
halte viel von ihm, d.h. eigentlich: meine Seele macht ihn groß. Wieviel mehr
wird solche lebendige Bewegung sich regen, wenn wir Gottes Güte
empfinden." (554)
Lieben heißt den anderen groß
machen, viel von ihm halten, in der Erwiderung anschaulicher Liebe Freude und
Lust empfinden. Augustinus hat das "Gott genießen" genannt, eine
Haltung, die heute beinahe verlorengegangen zu sein scheint angesichts der
Herausforderung zu immer neuen "guten Taten". Aber so, wie wir nicht
gleich auf Gottes Güter schauen sollen, sondern vor allem auf seine Güte, so
sollen wir auch nicht zuerst auf unsere Werke sehen, sondern auf unser
Geliebtsein und es vor Gott genießen, ehe wir uns daran machen, Gott nicht nur
mit unserer Verehrung zu lieben, sondern auch mit unseren Taten zu loben.
Es ist allerdings wichtig für uns,
daß wir Gott gleichmäßig und richtig lieben und loben und nicht uns selbst und
unseren Nutzen dabei suchen. Wie jenes Aschenbrödlein, das Luther als Beispiel
für wahre Gottesliebe anführt: "Das arme Aschenbrödlein hat nichts als
eitel Mangel und Ungemach, sucht keinen Nutzen, läßt sich daran genügen, daß
Gott gut ist, wenn sie es auch nimmermehr empfinden sollte - was doch unmöglich
ist. Sie bleibt in beiden Fällen gleich und dieselbe: liebt und lobt ebensowohl
Gottes Gütigkeit, wenn sie nicht empfunden als wenn sie empfunden wird,
klammert sich nicht an die Güter, wenn sie da sind, fällt auch nicht ab, wenn
sie weg sind. Das ist die rechte Braut, die zu Christus spricht: Ich will nicht
das Deine, ich will dich selber haben, bist mir nicht lieber, wenn mir wohl
ist, auch nicht unlieber, wenn mir übel ist." (557)
Eine solche Gottesliebe hatte David:
"O wie ein reiner Geist ist das gewesen, der in der höchsten Not nicht
abläßt, Gottes Güte zu lieben, zu loben und ihr zu folgen." (558)
Eine solche Gottesliebe hatte auch
Maria, ob sie nun niedrig und nichts war oder in den höchsten Gütern schwebte:
"Mit fröhlichem, springendem Geist rühmet sie sich und lobet Gott, er habe
sie angesehen, obwohl sie niedrig und nichts gewesen sei." (548) Sie nennt
Gott ihren Heiland oder Seligkeit: "was sie doch nicht sah noch empfand,
sondern worauf sie in fester Zuversicht vertraute, er wäre ihr Heiland und Seligkeit"
(556). Mitten in den großen, überschwenglichen Gütern schwebend "hängt sie
doch nicht daran und sucht nicht ihren Nutzen darin, sondern behält ihren Geist
in Liebe und Lob der bloßen Gütigkeit Gottes rein, bereitwillig und gern anzunehmen,
wenn Gott sie derselben wieder berauben und ihr einen armen, nackten, Mangel
habenden Geist lassen sollte." (558) "Das ist wahrlich ein Geist, der
nur im Glauben daherspringt und hüpft, nicht um der der Güter Gottes willen,
die sie empfand, sondern nur um Gottes selbst willen, den sie nicht empfand,
fröhlich ist, um ihres Heiles willen, das sie nur im Glauben erkennet."
(558)
Eine solche Gottesliebe hatte vor
allem Christus: Er wurde von Gott selbst in die Tiefe alles Jammers geworfen
und war darin vortrefflich erfahren, "wohin Gottes Sehen, Werk, Hilfe,
Art, Rat und Willen gerichtet sei". Trotzdem bleibt er "voller Bekenntnis,
Lieb und Lob Gottes ewiglich, wie der Psalm 21,7 sagt: Du erfreust ihn mit
Freude vor deinem Angesicht." (548)
Und auch alle Heiligen haben eine
solche Gottesliebe: "Alle Heiligen werden nichts anderes tun, als Gott im
Himmel loben, daß er sie in der Tiefe angesehen und sich allda ihnen bekannt,
lieblich und löblich gemacht hat." (548)
So kann Luther aus all diesen
Beispielen den Grundsatz wahrer Gottesliebe ableiten: "Der aber liebt und
lobt Gott bloß und recht, der ihn nur deswegen lobet, daß er gut ist, und
nichts mehr als seine bloße Güte ansiehet und nur an derselben seine Lust und
Freude hat." (556) An Gott seine Lust und seine Freude haben, seine Güte
von Herzen genießen, das heißt ihn recht lieben.
Der wahren Gottesliebe, die Luther
besonders in der hohen und zarten Gestalt der Jungfrau Maria verwirklicht
sieht, stellt er die "unreinen und verkehrten Liebhaber Gottes" gegenüber:
sie sind "nicht mehr als bloße Selbstsüchtige", die das Ihre an Gott
suchen, "die nicht seine bloße Gütigkeit lieben und loben, sondern nur
auf sich selbst sehen und achten, wie sehr Gott gegen sie gut sei, das ist
wieviel er ihnen seine Güte fühlbar zeige und ihnen wohltue. Sie halten viel
von ihm, sind fröhlich, singen und loben ihn, solange solches Empfinden währet.
Wenn sich aber Gott ver- birgt und seiner Gutheit Glanz an sich ziehet, daß sie
bloß und elend sind, so geht auch Lieb und Lob zugleich aus, und sie können
nicht die bloße, nicht fühlbare, in Gott verborgene Güte lieben noch loben. ...
Es ist nicht rechte Liebe und Lob der bloßen Güte dagewesen, sondern sie haben
viel mehr Lust an dem Heil gehabt als am Heiland, mehr an den Gaben als an dem
Geber, mehr an der Kreatur als an Gott." (556/557)
Gott lieben heißt ihn gegen allen
äußeren Anschein um seiner selbst willen lieben und offen sein für alles, was
er aus Liebe schenkt.
Unsere Erfahrung in der Begegnung
mit Gott erhält hier eine wichtige Orientierung, die bedeutsam ist für das
Erleben jeder Liebe: es kommt nicht darauf an, daß wir immer ein
handgreifliches Ergebnis vor Augen haben, uns also auf äußerliche Wirkungen und
Beweise verlassen können, sondern daß wir ein unbedingtes Zutrauen gewinnen zu
der uns versprochenen und verheißenen Güte. Wer so vertrauen und lieben kann
und also die Person des Geliebten mehr im Blick hat als ein vorzeigbares und
verwertbares Ergebnis der Liebe, der macht zuallererst die Erfahrung, welche
verändernde Kraft die Liebe hat. Sie verwandelt die Welt, sie läßt mich anders
erleben, "sie verträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie
duldet alles"[15].
"Schönheit ist im Auge des
Betrachters" - so lautet eine weise, alte Erkenntnis, d.h. es gibt keine
objektive Erfahrung, sondern alle Erfahrung ist bestimmt von dem Blick, den ich
auf das Erlebte richte. Mögen unsere Augen stets erleuchtet sein von der
Klarheit und Liebe Gottes! Dann schenken sie uns beglückende Erfahrungen, die
auch das Schwere aushalten und zuletzt in Segen verwandeln.
4. Gott loben
Das Gotteslob des Magnificat ist vor
allem ein Lobgesang über die großen Taten Gottes, den wir nachsingen sollen.
Solches Nachsingen läßt sich nach Luther aber nicht mit Worten lehren, sondern
nur durch eigene Erfahrung kennenlernen: Es geht nicht ohne eigene Erfahrung
und Fühlen, "zu welchen doch niemand kommt, er traue denn Gott mit ganzem
Herzen, wenn er in der Tiefe und Not ist" (550).
Das Gotteslob erhebt sich aus der
Tiefe schmerzlicher Erfahrung, wenn ich bereit bin, all meine selbstgemachten
Sicherheiten fahren zu lassen und mich ganz Gott anzuvertrauen, meine Sorge auf
ihn zu werfen und die Erfahrung zu machen, was für ein schöpferischer Gott er
ist, der das Leben will und aus der Tiefe erhebt. Zur Erfahrung tritt also der
Glaube hinzu, der bereit ist, von Gott alle Lösung zu erwarten, der empfänglich
ist für das schöpferische Handeln Gottes und sich beschenken läßt mit Leben und
Trost.
Luther schreibt: "Nur der
Glaube macht fromm, gerecht und selig, das ist die gute Zuversicht in die uns
versprochene unsichtbare Gnade Gottes." (552)
Gotteslob bringt solche Erfahrung
der unsichtbaren Gnade Gottes zur Sprache, erhebt Gott zum Jubel vor allen Menschen,
vertraut ihm in allen Dingen. Das kann man nicht selber machen. Es ist ein
Geschenk durchlittener und bestandener Erfahrung, die Gott alles Heil und
alles Gute zutraut. Luther schreibt: "Es ist kein Menschenwerk, Gott mit
Freuden loben. Es ist vielmehr ein fröhliches Leiden und allein ein Gotteswerk,
das sich nicht mit Worten lehren, sondern nur durch eigene Erfahrung
kennenlernen läßt." (550)
Das Herausstellen der eigenen
Erfahrung kann einem aber auch in doppelter Hinsicht einen Streich spielen:
- wenn ich Gott nur dann loben kann,
wenn er mir wohltut;
- wenn ich mich mit Gottes Gütern
über andere erhebe.
In beiden Fällen wird Gottes
Freiheit und Ehre verletzt, und ich bin daran gehindert, Gott in rechter Weise
zu loben. Luther nennt Menschen, die sich so verhalten, "zweierlei falsche
Geister, die das Magnificat nicht recht singen können" (554):
"Die ersten, die Gott nicht
eher loben, er tue ihnen denn wohl, scheinen Gott sehr zu loben. Aber dieweil
sie niemals Unterdrückung und die Tiefe leiden wollen, können sie niemals die
rechten Werke Gottes erfahren und deshalb auch nimmermehr Gott recht lieben
noch loben ... Wo es aber schlecht geht, ist das Singen aus, da hält man nichts
mehr von Gott." (554/555)
"Die anderen sind noch
gefährlicher, die auf die andere Seite weichen, die sich mit Gottes Gütern
erheben und dieselben nicht der reinen Güte Gottes zueignen. Sie wollen auch
was dran haben, wollen deswegen geehrt und in Ansehen vor anderen Menschen gehalten
sein, schauen ihr großes Gut an, das Gott mit ihnen gewirkt, klammern sich
daran und nehmen sich seiner an als des ihren und halten sich den anderen
gegenüber, die solches nicht haben, für etwas Besonderes." (555)
Und Luther seufzt: "O wir armen
Menschen, wenn wir ein wenig Gut, Gewalt oder Ehre haben, ja ein wenig hübscher
als andere sind, können wir uns nicht einem geringeren vergleichen und ist des
Anspruchnehmens kein Maß: was wollten wir tun, wenn wir große, hohe Güter
hätten? Deshalb läßt uns Gott auch arm, unglücklich bleiben, weil wir seine
edlen Güter nicht unbefleckt lassen; wir können nicht von uns das gleiche
meinen wie vorher, sondern lassen den Mut immer mit wachsen und abnehmen, je
nachdem die Güter kommen oder gehen. Aber dies Herz Marias stehet zu allen
Zeiten fest und gleich, lässet Gott in sich nach seinem Willen wirken, nimmt
nicht mehr davon als einen guten Trost, Freude und Zuversicht in Gott. So
sollten wir auch tun, das wäre ein rechtes Magnificat gesungen." (556)
Rechtes Gotteslob wartet also nicht
darauf, mit Gütern beschenkt zu werden, und erhebt sich nicht, wenn Güter sich
einstellen. Rechtes Gotteslob sucht Trost, Freude und Zuversicht allein in Gott
und läßt sich an seiner Gnade genügen.[16]
Das Gotteslob hat aber nicht nur
eine hymnische, lobpreisende Seite, daß
wir etwas vorgesungen bekommen aus tief erfahrener Freude und nun eingeladen
werden, es unsererseits nachzusingen aus dem, was wir selbst erlebt haben.
Gotteslob meint auch eine Frömmigkeit, die frei ist zu "humaner
Aktivität"[17].
Luther widmet seine
Magnificatauslegung dem achtzehnjährigen Herzog Johann Friedrich von Sachsen,
der 1532 die Regierung im Kurfürstentum Sachsen übernehmen und für die Sache
der Reformation von großer Bedeutung werden sollte. Luther dankt mit dieser
Widmung dem Herzog nicht nur dafür, daß er sich für ihn und seine Sache 1520/21
eingesetzt hatte, sondern läßt sie ihm auch darum zuteil werden, weil er der
Meinung ist, daß die Frömmigkeit eine das ganze, also auch das politische Leben
bestimmende Grundhaltung ist, die nicht auf Innerlichkeit eingeschränkt werden
darf. Auch ein Herzog oder Fürst bedarf der Frömmigkeit: "Denn das ist
sehr nötig, weil an der Person eines solchen großen Fürsten vieler Leute Heil
liegt, wenn er seinem Eigenwillen entzogen und von Gott gnädig regiert wird, wiederum
vieler Verderben, wenn er sich selbst überlassen und ungnädig regiert
wird." (544)
Das Gotteslob eines Regierenden
besteht darin, seinen Eigenwillen zurückzunehmen und Gott die Ehre zu geben;
die ihm anvertrauten Machtbefugnisse so zu gebrauchen, daß darin Gottes
schöpferisches, rettendes und bewahrendes Handeln zum Zuge kommen kann:
"Denn solange die Welt steht, müssen Obrigkeit, Regiment, Gewalt und die
Regierungsstühle bleiben. Aber daß sie diese übel und gegen Gott brauchen, um
den Frommen Unrecht und Gewalt zu tun, und daß sie ein Wohlgefallen daran
haben, sich deswegen erheben, sie nicht mit Furcht Gottes zu seinem Lob und zum
Schutz der Gerechtigkeit brauchen, das leidet er nicht lange ... Gott zerstört
den Hochmut und die Hochmütigen, die sich selbst damit dienen, Wohlgefallen
daran haben, Gott nicht fürchten und die Frommen und das göttliche Recht damit
verfolgen und so die schönen Gaben Gottes wider Gott mißbrauchen." (590)
Aber nicht nur die Regierenden
werden ermahnt, Gott die Ehre zu geben und sorgfältig zu sein. Auch alle
anderen Menschen sollen sich in ihrem Verhalten auf Gott besinnen und ihn loben
durch die Bewahrung des Rechts. Es ist ein Zeichen von Unglaube und selbstsüchtiger
Sorge, wenn wir Unrecht dahingehen lassen und uns feige zurückziehen, statt
unseren Einfluß geltend zu machen, damit Gottes lebensschaffender und lebenserhaltender
Wille durch uns wirksam werden kann.
Luther schreibt: "Der Unglaube
macht, daß wir Gottes Wort, die Wahrheit, das Recht unterliegen sehen, das
Unrecht obliegen, und schweigen still, strafen nicht, reden nicht deswegen,
wehren nicht, lassen gehen, was da gehet. Warum? Wir haben Sorge, man greife
uns auch an und mache uns arm, daß wir dann Hungers sterben und ewig erniedrigt
werden. Das heißt dann, zeitlich Gut höher als Gott geachtet und an seiner
Stelle zum Abgott gemacht." (593)
Gott loben heißt also, Gott in allen
Dingen, auch des alltäglichen und politischen Lebens, die Ehre zu geben, die
anvertraute Macht zum Nutzen der Menschen zu gebrauchen und gegen Unrecht und
Gewalt mutig und ohne Angst um die eigene Sicherheit aufzutreten und Gottes
Heilswillen zur Geltung zu bringen.
Gotteslob singt nicht nur von den
großen Taten Gottes, sondern findet selber den Mut, etwas Tapferes zu tun: für
die Wahrheit, für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten.
*
Gott erfahren, Gott erkennen,
Gott lieben und Gott loben - das können wir als Menschen nur,
wenn wir lernen, die Welt, in der wir leben, aus einem bestimmten Blickwinkel
heraus zu betrachten. Diese Sehweise des Glaubens ist nicht selbstverständlich.
Sie wird uns geschenkt, wenn wir Zutrauen haben zu der Liebe Gottes, wenn wir
versuchen, die Art und Weise, wie Gott auf die Menschen und auf die Welt sieht,
zu verstehen, und uns darum bemühen, diese Sehweise zu unserer eigenen zu machen
- zuerst so, daß wir sie gegen uns selbst gelten lassen, uns also als von Gott
geliebte Menschen betrachten, und dann so, daß wir diese Sehweise auch auf andere
Menschen, ja auf die ganze Kreatur übertragen und sie mit Gottes liebevollen Augen
zu sehen lernen.[18]
Gott erfahren in unserem Leben - das
können wir nur, wenn wir bereit sind, alle menschliche Selbstbetrachtung
aufzugeben und uns zu öffnen für die Sehweise Gottes, der uns in der Tiefe
liebt und möchte, daß wir so auch andere wiederlieben. Solche Sehweise ist
nicht anders zu erlangen als durch einen Glauben, der Gott vertraut und ihm die
Verwandlung, das Heilen und Zurechtbringen alles Verlorenen und Zerbrochenen
zutraut. Glaube und Erfahrung müssen zusammenkommen, ja recht verstanden verhilft
erst der Glaube dazu, Erfahrungen mit Gott und der Liebe in diesem Leben zu
ermöglichen.[19]
Luther schreibt dazu in seiner
Magnificatauslegung: "Du mußt dir Gottes Willen über dich ohne alles
Wanken, ohne alles Zweifeln vor Augen stellen, so daß du fest glaubest, er
werde und wolle auch mit dir große Dinge tun. Dieser Glaube lebt und webt, der
dringt durch und ändert den ganzen Menschen ... Dieser Glaube vermag alle
Dinge, wie Christus sagt, der besteht allein, der kommt auch in die Erfahrung
göttlicher Werke, und dadurch in die göttliche Liebe und so in Lob und Gesang
Gottes, daß der Mensch groß von Gott hält und ihn recht groß macht. Denn Gott
wird nicht von uns in seiner Natur groß gemacht, der unwandelbar ist, sondern
in unserer Erkenntnis und Empfindung, d.h. wenn wir viel von ihm halten und ihn
für groß erachten, zuvörderst nach seiner Güte und Gnade." (553/554)
Der Glaube kommt in die Erfahrung
Gottes - das ist der Schlüsselsatz für das Verständnis der Erfahrung bei
Luther. Und so muß die Rede vom erfahrenen Glauben ergänzt werden durch den
Hinweis auf das, was aller Erfahrung vorausgeht, sie ermöglicht und
qualifiziert: die Liebe des Schöpfers, die uns eingestiftet ist, so daß wir
vertrauen und glauben können, es geschehe uns zugute, was uns geschieht, es begegne
uns in allem Gott mit seiner Güte und seiner zurechtbringenden Liebe, auch wenn
sie manchmal unter dem Gegenteil verborgen ist.
Wer so glauben kann, der mag sich
verlassen auf seine eigene Erfahrung, der mag dem vertrauen, was er selbst
erlebt hat. Der wird sein eigenes Leben immer wieder mit den Geschichten der
Bibel in Verbindung bringen und wissen, wie sehr er selbst mit all dem gemeint
ist, was da erzählt wird. Der wird hören auf die Verkündigung der Kirche, aber
dabei immer auch auf sein eigenes Leben und seine eigene Erfahrung achten. Wie
Luther gesagt hat: "Ein jeglicher soll darauf acht haben, was Gott mit ihm
wirkt, vor allen Werken, die er mit anderen tut. Denn es wird keines Seligkeit
darinnen stehen, was er mit einem anderen, sondern was er mit dir wirkt."
(565)
Diese Einsicht erlaubt zum Schluß
eine kritische Bemerkung zu dem hier und da wieder anzutreffenden
Auslegungsmonopol der Pfarrerinnen und Pfarrer, die allein zu wissen meinen,
was gegenwärtig Sache der Kirche und für die Gläubigen zu ihrem und der Welt
Heil anzunehmen sei. Ich meditiere dabei einen bestimmten Abschnitt aus der
Magnificatauslegung Luthers und verstehe ihn in einem übertragenen Sinn:
"Die Priester hatten diese Ehre
(des königlichen Geschlechts Davids) an sich gebracht und regierten allein
..." (549):
Die Theologen haben die Ehre der
herrlichen Freiheit der Kinder Gottes an sich gebracht, die Ehre des rechten
Verstehens aufgrund eigener Erfahrung und eigenen Umgangs mit der Heiligen
Schrift.
"Das königliche Geschlecht
Davids war vor Armut und Verachtung wie ein toter Baumstumpf, so daß nicht mehr
Hoffnung noch Anschein da war, daß von ihm wieder ein König zu großen Ehren
kommen sollte ..." (549):
Der "Königsweg" der
eigenen Erfahrung scheint wie zugeschüttet, die Menschen erleben nicht mehr,
was ihrer Sehnsucht nach Rettung und Heil Erfüllung verspricht.
"Und eben da solche
unansehnliche Gestalt am weitesten entwickelt war, kommt Christus und wird von
dem verachteten Stamm, von dem geringen armen Dirnlein geboren ..." (549):
Es ist jedesmal ein Wunder, wenn die
Maria in uns gestärkt wird, wenn wir wieder den Mut zu einem einfachen Glauben
haben aufgrund eigener Erfahrung, indem wir auf das hören, was sich in uns
regt, indem wir Zugang finden zu der Quelle schlichten Vertrauens, die Gott in
uns gelegt hat.
Es mag allen, die ohne eigene
Erfahrung vom Glauben reden und dabei anderen den Zugang zu ihrer je eigenen
Glaubenserfahrung verstellen, zur Mahnung dienen, was Luther über die
"Schriftgelehrten" in seiner Magnificatauslegung geschrieben hat:
"Die Reichen sind die geringsten Feinde göttlicher Wahrheit, viel mehr tun
die Gewaltigen, aber solche "Gelehrten" sind die größten, die reizen
die anderen an. Die Reichen vertilgen die Wahrheit bei sich selbst, die
Gewaltigen verjagen sie bei den andern; aber die Gelehrten sind die ärgsten,
sie löschen sie als solche ganz aus und bringen anderes auf: ihres Herzens
Eigendünkel, daß die Wahrheit nicht wieder aufkommen kann. So weit nun die
Wahrheit an sich selbst besser ist als die Menschen, in denen sie wohnet, um
soviel sind die Gelehrten ärger als die Gewaltigen und Reichen." (589)
Und so kommt am Ende der einfache
Glaube und das einfache Vertrauen derer zu Ehren, die wie Maria ihr Herz Gott
öffnen und sich beschenken lassen aus seiner reichen Gnade:
"Wer die göttlichen Taten mit
tiefem Herzen gut bedenkt und sie mit Bewunderung und Dank ansiehet, daß er vor
Inbrunst herausfährt, mehr seufzet als redet, und die Worte selber fließend
(nicht erdacht und vorher zusammengestellt) herausbrechen, daß gleichsam der
Geist mit herausschäumet und die Worte Leben, Hände und Füße haben, ja, daß
zugleich der ganze Leib und alles Leben und alle Glieder gerne reden wollten:
das heißt recht aus dem Geist und in der Wahrheit Gott loben, da sind die Worte
eitel Feuer, Licht und Leben." (572)
Literatur:
Hermann
Wolfgang Beyer, Gott und die Geschichte nach Luthers Auslegung des Magnifikat,
in: Luther-Jahrbuch 21 (1939) 110-134.
Wilhelm
Maurer, Schöpfungswerk und Erlösungswerk in besonderer Beziehung zur Auslegung
des Magnifikat, in: ders., Von der Freiheit eines Christenmenschen. Zwei
Untersuchungen zu Luthers Reformationsschriften 1520/21, Göttingen 1949, bes.
S. 81-109.
Karl-Heinz
zur Mühlen, Luthers Frömmigkeit und die Mystik. Seine Auslegung des "Magnificat"
von 1521, in: Wolfgang Böhme (Hg.), Freiheit und Frömmigkeit. Über Martin
Luther (Herrenalber Texte 49), Karlsruhe 1983, S. 51-65.
Edgar
Thaidigsmann, Gottes schöpferisches Sehen. Elemente einer theologischen Sehschule
im Anschluß an Luthers Auslegung des Magnificat, in: Neue Zeitschrift für
systematische Theologie 29 (1987) 19-38.
Walter
Mostert, Scriptura sacra sui ipsius interpres. Bemerkungen zum Verständnis der
Heiligen Schrift durch Luther, in: Lutherjahrbuch 46 (1979) 60-96.
Siegfried
Raeder, Luther als Ausleger und Übersetzer der Heiligen Schrift, in: Junghans
(Hg.), Leben und Werk Martin Luthers von 1526 bis 1546, Göttingen 1983, bes. S.
253-269.
Hans
Michael Müller, Erfahrung und Glaube bei Luther, Leipzig 1929.
Gerhard
Ebeling, Die Klage über das Erfahrungsdefizit in der Theologie als Frage nach
ihrer Sache. Vortrag auf dem Gründungskongreß der Wissenschaftlichen Gesellschaft
für Theologie am 3.4.1974 in Göttingen, in: ders., Wort und Glaube, Band III:
Beiträge zur Fundamentaltheologie, Soteriologie und Ekklesiologie, Tübingen
1975, S. 3-28.
Hans
Christian Knuth, Verstehen und Erfahrung. Hermeneutische Beiträge zur empirischen
Theologie, Hannover 1986, bes. S. 101-107.
Biographische Notiz:
Peter Godzik, geb. 1946 in Flensburg. Nach
Theologiestudium in Kiel und Hamburg Vikariat in Bogotá/Kolumbien und Kiel. Von
1975 bis 1987 Gemeindepastor in Büdelsdorf bei Rendsburg; von 1987 bis 1993
Oberkirchenrat im Lutherischen Kirchenamt in Hannover, zuständig für
Fortbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer, Seelsorgefragen und Dialog mit
religiösen Gemeinschaften; von 1993-1997 Pastor am Dom zu Schleswig; seit 1998
Propst des Kirchenkreises Herzogtum Lauenburg.
Veröffentlichungen:
Artikel
"Land", "Liebe" und "Lohn" (alttestamentlicher
Teil) in: Werner H. Schmidt/ Gerhard Delling (Hg.), Wörterbuch zur Bibel,
Hamburg 1971.
Gedanken
zur Bußtagspredigt 1979, in: Diakonisches Werk in Schleswig-Holstein (Hg.), Die
Erde ist für alle da, Rendsburg 1979.
Das
Wunder, heil zu werden. Biblische Anregungen für die "Gesundheitserziehung"
in: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik 93 (1985) 58-62.
Das
Hirtenmahl. Eine vorweihnachtliche Feier, in: Der weite Raum, Heft 5/1987, S.
88.
Den
Weg der Betroffenen beobachten. Sterben und Tod: Literatur wächst unaufhaltsam,
in: Lutherische Monatshefte 27 (1988) 445-449.
Von
der Begleitung Sterbender. Referate und Beschlüsse der Generalsynode der VELKD
in Veitshöchheim 1988 (Heft 30 der Schriftenreihe ZUR SACHE - Kirchliche
Aspekte heute), Hannover 1989 (Hrsg. zusammen mit Jürgen Jeziorowski).
Laßt
mich doch zu Hause sterben! Mit Beiträgen von Jan Christian Bauer, Jens Bruder,
Petra Christian-Widmaier, Peter Godzik, Ingeborg Kruckis, Joachim E. Meyer, Claudio
Kürten, Helga Obermann, Petra-R. Muschaweck, Franco Rest und Jochen Senft,
Gütersloh 1989 (Hrsg. zusammen mit Petra-R. Muschaweck).
"Hospiz-Bewegung".
Ein Arbeitsbericht für die Generalsynode der VELKD (Texte aus der VELKD
39/1990), Hannover: Luth. Kirchenamt 1990 (Hrsg. zusammen mit einer Arbeitsgruppe
im Auftrag der VELKD).
Sterbende
begleiten - Seelsorge der Gemeinde, in: Evangelische Impulse. Zeitschrift für
die Arbeit mit alten Menschen 12 (1990) 10-11.
Sterbebegleitung
durch die Gemeinde, in: Evangelische Information 23 (1991) 2.
4.
Sonntag im Advent - Lk 1, (39-45) 46-55 (56) in: Martin Voigt (Hg.), Calwer Predigthilfen.
Neue Folge, Reihe I, 1. Halbband: Advent bis Himmelfahrt, Stuttgart 1990, S.
35-42.
Die
verlorengegangene Kunst des Sterbens. Besprechung des Buches von Peter Neher: Ars
moriendi - Sterbebeistand durch Laien, St. Ottilien 1989, in: Lutherische Monatshefte
30 (1991) 377-378.
"...
daß die Gemeinde zum Hospiz werde". Dokumentation der Klausurtagung
"Hospiz" des Diakonischen Werkes der EKD vom 18.-20. Februar 1992 im
Deutschen Institut für Ärztliche Mission in Tübingen, Stuttgart: Zentraler
Vertrieb des DWEKD (Postfach 101142, 7000 Stuttgart 10) 1992 (Hg. zusammen mit
Karl Dietrich Pfisterer und Henning Pleitner).
Die
Hospizbewegung in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Dokumentation (Texte
aus der VELKD 47/1992), Hannover: Luth. Kirchenamt 31992.
Hospize
vermitteln Begleitung und Hilfe auf dem letzten Stück des Lebensweges, in: Diakonie
im Rheinland 29 (1992) 20-25.
Dem
Sterben ein Zuhause geben, in: Diakonie. Theorien, Erfahrungen, Impulse 4/1992,
S. 205-211.
Hospiz-Weiterbildung,
in: Diakonie. Theorien, Erfahrungen, Impulse 4/1992, S. 226-229.
In
Würde sterben. Die Hospizbewegung in der Bundesrepublik Deutschland, in:
Nachrichten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern 47 (1992) 410-412.
Verlaß
mich nicht, wenn ich schwach werde. Ein Ausbildungskurs für MitarbeiterInnen in
der Begleitung Schwerkranker und Sterbender, Rissen: Erwachsenenbildungs-Verlag
1993 (Hg. zusammen mit Andreas Ebert).
Die
Hospizbewegung in Deutschland. Geschichte und Stand, in: Der Johannesruf
1/1993, S. 21-24.
Die
Hospizbewegung in Deutschland - Stand und Perspektiven, in: Akademie Sankelmark
(Hg.), Nordische Hospiztage. Internationale Fachtagung vom 1.-5. März 1993 (Dokumentation
1), Sankelmark: Hausdruckerei des Deutschen Grenzvereins 1993, S. 27-36.
Die
gemeinsame christliche Hoffnung und ihre unterschiedliche Auslegung, in: Reinhard
Brandt/ Peter Godzik/ Ulrich Kühn, Hoffnungsbilder gegen den Tod (Vorlagen.
Neue Folge 20), Hannover: Lutherisches Verlagshaus 1994, S. 9-29 (zusammen mit
Reinhard Brandt)
[1] WA 7,544-601. Hochdeutscher Text nach Kurt Aland
(Hg.), Luther deutsch. Die Werke Martin Luthers in neuer Auswahl für die
Gegenwart, Band 5, Stuttgart und Göttingen 1963, S. 274-340. Stellenangaben:
Seite in WA 7.
[2] Bärbel von Wartenberg-Potter, Die Reise der
Pachamama. Eine theologische Erzählung, Stuttgart 1989, S. 53.
[3] Werner Huth, Nicht nur von dieser Welt?
Schwierigkeiten des modernen Menschen mit dem Christentum, in: Nachrichten der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern 45 (1990) 361-364.
[4] Wolfgang Langer (Hg.), Handbuch der Bibelarbeit,
München 1987.
[5] Vgl. die Konsultation zu Fragen der Schriftauslegung
mit der Konferenz der Bekennenden Gemeinschaften, dokumentiert in den VELKD-Informationen
Nr. 67/1991, S. 5-11.
[6] De civitate Dei XVIII
41
[7] De civitate Dei XIII 16
[8] Confessiones VII 20
[9] Vgl. dazu die Beiträge von Raeder, Mostert und
Knuth.
[10] Vgl. dazu den Beitrag von Edgar Thaidigsmann.
[11] Jesaja 55,8-11.
[12] Vgl. dazu den Beitrag von Hans-Christian Knuth.
[13] Hesekiel 33,11.
[14] Johannes 15,16.
[15] 1. Korinther 13,7.
[16] 2. Korinther 12,9. Vgl. dazu das Gebet von Eduard
Mörike:
Herr!
Schicke, was du willt,
Ein
Liebes oder Leides;
Ich
bin vergnügt, daß beides
Aus
deinen Händen quillt.
Wollest
mit Freuden
Und
wollest mit Leiden
Mich
nicht überschütten!
Doch
in der Mitten
Liegt
holdes Bescheiden.
[17] Vgl. dazu den Beitrag von Karl-Heinz zur Mühlen.
[18] Vgl. dazu den Beitrag von Edgar Thaidigsmann.
[19] Vgl. dazu die Beiträge von Hans Michael Müller und
Gerhard Ebeling. Ebeling schreibt in seinem Beitrag auf S. 6: "Der Glaube
... stellt sich zur Erfahrung nicht gleichgültig, streitet vielmehr darum, was
in Wahrheit so zu heißen verdient."