I c h r u f e E u c h
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben |
1. Mai |
Erfasst die Lehren der göttlichen Führung aus den Naturgesetzen.
Die Natur ist ja nichts anderes als der Ewige Gedanke, ausgedrückt
im Zeitbegriff. Studiert die äusserliche Form – begreift den
Ewigen Gedanken, und wenn Ihr die Gedanken des
Vaters lesen könnt, dann kennt Ihr IHN wirklich.
Bezieht mich in alles hinein. Nehmt alles, was ich mit und für
Euch tue, in Liebe auf. Seid Euch wirklich und durchaus davon bewusst:
«Alles ist gut.» Aufschub ist ja nur die wunderbare, in seiner
allumfassenden Liebe geübte Zurückhaltung Eures Vaters –
nicht ein Wider-Willen, nicht ein Verlangen, um Euch etwas zu verweigern
– sondern die göttliche Überwachung durch einen Vater,
der selbst den Aufschub kaum ertragen kann.
Aufschub muss von Zeit zu Zeit sein. Euer Leben ist so mit dem
Anderer verwoben, so gebunden durch Umstände, dass die
unmittelbare Erfüllung Eurer Wünsche die Ursache dafür
sein könnte, dass ein anderes, ebenso ernstes Gebet unbeantwortet
bleiben könnte.
Ruft Euch aber nur einen Augenblick lang alle die Liebe und die
vorsorglichen Gedanken in Erinnerung, die alle danach trachten, Eure
Wünsche, Verlangen und Gebete in harmonischen Einklang zu bringen.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – es bedeutet nicht einmal ein
Zurückhalten. Es gibt Gott die Gelegenheit, um Eure Probleme
auszufeilen, und Eure Wünsche in der wunderbarsten für Euch
möglichen Weise zur Erfüllung zu bringen.
Oh! Kinder, vertraut mir. Erinnert Euch daran, dass Euer Schöpfer
auch Euer Diener ist, rasch im Erfüllen, rasch im Zustandebringen,
treu in der Vollendung.
Ja wahrlich: Alles ist gut.
Seelen die lächeln |
2. Mai |
Wenn Ihr widrige Umstände überwinden wollt,
überwindet dann Euch selbst. Die Antwort auf das Verlangen
meiner Schüler, um mir folgen zu dürfen, lautete:
«Darum sollt Ihr vollkommen sein, gleich wie Euer Vater im
Himmel vollkommen ist. »
Um Vieles zu erreichen, müsst Ihr Vieles Sein. In allen
Fällen muss das Tun, um gut getan zu sein, nichts anderes
als der blosse, unbewusste Ausfluss des Sein's sein.
Seid nicht ängstlich, fürchtet nichts. Alles ist gut.
Lasst den Tag voll kurzer, an mich gerichteter Gebete sein,
kleiner Hinwendungen zu mir; ein Lächeln der Seele zu
dem hin, den sie liebt.
Die Menschen nennen den Vater «die erste Ursache»,
den Ursprung von Allem. Ja, wahrhaftig! Seht in Ihm den
Urgrund jedes wärmenden Strahles, jeder Farbe im
Sonnenuntergang, jedes Glanzes auf den Gewässern, jeder
schönen Blume, jeder vorgesehenen Freude.
Tötet das Selbst jetzt |
3. Mai |
Das Selbst zu entthronen – das ist die grosse Aufgabe, aber setzt an
seine Stelle: Mich zu lieben, mich zu kennen.
Das Selbst muss nicht nur entthront, sondern tot sein. Ein totes
Selbst ist nicht ein gefangenes Selbst. Ein eingefangenes Selbst ist in
der Lage, um unendlich viel Schaden anzurichten. Bei aller Schulung –
(von Euch durch mich, und von Andern durch Euch) – lasst das Selbst,
das «Ich» sterben.
Aber für jeden Schlag, den Ihr dem Leben des Selbst zufügt, müsst
Ihr gleichzeitig das neue Leben umfassen und festhalten, das Leben mit mir.
Es ist nicht das Tote Selbst, das Ihr Menschen zu fürchten habt,
sondern ein in seinen Absichten durchkreuztes, in Fesseln
geschlagenes und in Gefangenschaft gehaltenes Selbst. Dieses Selbst
ist unendlich viel mehr auf sein eigenstes Selbst eingestellt, als das
Selbst, das sich ungehemmt und frei äussern kann. Euch aber,
meine Kinder, lehre ich das Gesetz einer Wissenschaft, die höher
ist als sogar die Freiheit vom Selbst, ich lehre: Tod dem Selbst. Keine
Verdrängung oder Unterdrückung, nein, nichts anderes als den Tod.
Das Leben des kleinlichen Selbst ersetzt durch Göttliches Leben.
Und nun kann ich Euch auch deutlicher machen, was ich Euch
sagen möchte über das Vergeben von angetanem Unrecht.
Es ist eines meiner Gebote dass, so wie Ihr von mir Vergebung sucht, so
müsst auch Ihr vergeben.
Was Ihr aber nicht seht ist, dass Ihr, das heisst das Selbst in Euch,
angetanes Unrecht nie vergeben kann. Nur schon der Gedanke daran ruft
das Selbst unmittelbar auf den Vordergrund und dann erscheint das Unrecht
statt kleiner nur noch grösser.
Nein, meine Kinder, so wie alle wahre Liebe von Gott kommt, und Gott ist,
so kommt auch alle wahre Vergebung von Gott, und ist Gott. Euer
Selbst kann nicht vergeben; darum: tötet das Selbst.
Lasst ab von Euren Versuchen, denen zu vergeben, die Euch
kränkten, oder Euch Unrecht taten. Es ist ein Fehler, daran zu
denken. Trachtet das Selbst jetzt zu erledigen – in Eurem
täglichen Leben, und dann – und erst dann werdet
Ihr sehen, dass es überhaupt nichts mehr gibt, das sich noch
irgendwie an das erlittene Unrecht erinnert, da das einzige, dem
Unrecht angetan wurde, das Selbst, ja tot ist.
Solange die Erinnerung daran noch zu Eurem Geiste zurückkehrt,
täuscht Ihr Euch, wenn Ihr denkt, dass vergeben wurde. Das
«Vergeben erlittenen Unrechts» kann ein Weg, eine
Weise sein, um dem Leben des Selbst Nahrung zuzuführen.
Gar viele täuschen sich selbst hierin.
Lasst mich auch Anteil haben |
4. Mai |
Erfreut Euch in meiner Liebe. Trachtet in der gehobenen Stimmung meines Reiches zu leben.
Verlangt Grosses, fordert Grösstes, beansprucht Freude und
Frieden und Freiheit von Sorgen. Seid freudvoll in mir.
Ich bin Euer Herr, Euer Schöpfer. Erinnert Euch daran, dass
ich derselbe bin: gestern, heute, und in aller Ewigkeit. Euer
Schöpfer damals, als meine Gedanken an die Welt sie
ins Da-Sein riefen – Euer Schöpfer gerade so gut auch heute,
da ich durch liebevolle Gedanken für Euch alles ins Da-Sein rufen
kann, was Ihr in materieller Hinsicht benötigt.
Erfreut Euch in mir, vertraut auf mich, lasst mich an Eurem
ganzen Leben teilhaben, seht mich in allem und jedem, jubelt im
Gedanken an mich. Lasst mich an allem Anteil haben, so wie
ein Kind seine Schmerzen, Nöte und Enttäuschungen,
wie auch seine neu-entdeckten Schätze und Freuden und all
seine kleinen Beschäftigungen mit seiner Mutter teilt.
Und lasst mir die Freude, dass ich an allem, was Euch angeht,
Anteil haben darf.
Lasst mich auswählen |
5. Mai |
Meine Geliebten – Ja, mit dem Herzen, nicht mit dem
Verstand sollten die Menschen an mich denken, dann wäre die
Anbetung, der Gottesdienst ein wahres, innerliches Erlebnis.
Atmet meinen wahren Geist ein in reiner Luft und in glühendem Verlangen.
Haltet das Auge Eures Geistes stets auf mich gerichtet, und das Fenster
Eurer Seele offen zu mir hin. Ihr müsst ein für
allemal wissen, dass Alles Euch gehört – dass ich Euch mit
grösster Freude alles gebe, was lieblich und schön ist.
Entfernt alles aus Eurem Geiste, was Beschränkungen auferlegt.
Alles, was schön ist, könnt Ihr haben. Überlasst die
Wahl mehr und mehr mir. Ihr werdet es nicht bereuen.
Der Weg ist lang und mühsam. Es ist eine müde Welt. So mancher
ist heute erschöpft. «Kommet her zu mir alle, die ihr
mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.»
Meine Kinder, die Ihr Euch selbst um meine Fahne schart, Ihr müsst
sehen, dass auf ihr die Worte stehen «Des Menschen Sohn».
Was die Welt auch fühlt, muss ich fühlen, ich – des
Menschen Sohn. Ihr seid meine Anhänger – darum müsst
Ihr die Erschöpfung der heutigen Menschen mit ihnen teilen –
die müden und schwer beladenen müssen zu Euch kommen
und bei,Euch die Erquickung finden, die Ihr bei mir gefunden habt.
Meine Kinder, meine Anhänger und Jünger müssen
darauf vorbereitet sein, nicht zu meiner Rechten und Linken zu sitzen,
sondern vom selben Becher zu trinken, aus dem ich trinke.
Arme Welt – lehrt sie doch, dass es nur eine einzige
Genesungsmöglichkeit gibt für all' ihre Plagen und
Qualen: die Vereinigung mit mir. Wagt es zu leiden, wagt es zu
kämpfen, seid erfüllt mit meiner höchsten
Kühnheit. Denkt immer hieran. Fordert das Unerhörte.
Gerade was die Welt für unmöglich halten würde, kann
Euch immer zufallen. Denkt daran, meine Kinder: Höchsten Mut!
Der Ruderer, der auf mich wartet, lehnt sich nicht einfach auf seine Ruder,
um sich mit der Flut treiben zu lassen, im Vertrauen auf die Strömung.
Nein, meistens ist es nötig, dass Ihr – nachdem ich
einmal den Weg gewiesen habe – alle Eure Kraft gegen die
Flut einsetzen müsst. Und wenn sich dabei
Schwierigkeiten vor Euch auftürmen, dann werden sie durch Eure
Anstrengung überwunden werden. Die Kraft hiezu und die
Freude an der Tat könnt Ihr immer durch mich erhalten.
Meine Jünger, die Fischer waren, fanden die Fische auch
nicht nahe am Ufer bereits in ihren Netzen! Ich verlange
die Anstrengung von Euch Menschen und segne sie. Ich brauche diesen
Einsatz des Menschen – er braucht meinen Segen. Dieses
Zusammenspiel ist es, das den Erfolg verbürgt.
Die Ruhe und die Seligkeit Gottes |
8. Mai |
Ich führe Euch – der Weg ist deutlich – schreitet
unerschrocken vorwärts – ich stehe Euch zur Seite. Horcht, horcht,
oh horcht doch nach meiner Stimme. Meine Hand beherrscht alles.
Denkt immer daran, dass ich besser durch Euch arbeiten kann, wenn Ihr
völlig ruhig seid. Schreitet ganz langsam, ganz ruhig von
einer Pflicht zur nächsten – indem Ihr Euch die Zeit
nehmt, um zwischen hinein auszuruhen und zu beten.
Seid nicht zu geschäftig. Tut alles in der Reihenfolge,
die ich Euch angebe. Die Ruhe, die Seligkeit Gottes liegt
in einer Sphäre weit ausserhalb aller Tätigkeit der
Menschen. Wagt Euch oft dorthin und Ihr werdet wirklich
Frieden und Freude finden.
Alles, was aus solchem Ruhen in Gottes Seligkeit entsteht, ist wie durch ein
Wunder geschaffen. Beansprucht Ihr Beide die Macht um Wunder zu wirken.
Ihr wisst, dass Ihr alle Dinge durch Christus tun könnt,
der Euch stärkt. Nein, mehr als das: Ihr wisst, dass Ihr
alle Dinge durch Christus tun könnt, der Euch die Ruhe
und die Seligkeit gibt.
Harmonie im Herzen |
9. Mai |
Folgt meiner Führung. Schreckt davor zurück, etwas auf
eigene Faust zu unternehmen, so wie ein Kind es fürchtet,
sich von seiner Mutter zu entfernen. Vertraut nicht zu sehr auf
Eure eigene Einsicht und Weisheit – und der Verlass auf
Meine wird Euch Demut und Bescheidenheit lehren.
Bescheidenheit ist nicht eine Herabsetzung des Selbst.
Sie ist ein Vergessen des Selbst – nein, weit mehr als ein
blosses Selbstvergessen, denn Ihr besinnt Euch dabei auf mich.
Ihr dürft nicht erwarten, in einer Welt zu leben, in der alles
in Harmonie ist. Ihr dürft nicht erwarten, dort zu leben, wo
Andere sich mit Euch in ununterbrochener Eintracht befinden. Es ist
Eure Aufgabe, Euren eigenen, Frieden im Herzen auch unter
widrigen Umständen festzuhalten. Harmonie wird immer Euer sein,
wenn Ihr Euer Ohr anstrengt, die Musik des Himmels aufzufangen.
Vertraut nicht Eurer eigenen Macht und Weisheit, die Dinge recht
tun zu können – fragt Mich um Hilfe, um alles recht zu
setzen, indem Ihr es mir übergebt und liebend und lachend
Eures Weges weiter zieht. Ich bin die Weisheit. Nur meine Weisheit
kann wirklich die richtige Entscheidung treff en, in irgend einer
Frage – nur sie kann alle Probleme zum guten Abschluss
bringen. Verlasst Euch daher immer auf mich. Alles ist gut.
Ruhe und Besonnenheit – statt Hast |
10. Mai |
«Denn so spricht der Herr, der Heilige in Israel: Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet,
so würde euch geholfen; durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein.»
Alle Unruhe und Aufregung ist schädlich für das Gute.
Alle Ruhe und Besonnenheit ist von aufbauendem Nutzen
für das Gute und hat gleichzeitig einen vernichtenden
Einfluss auf alles Schlechte.
Wenn der Mensch Schlechtes vernichten will, dann eilt er so
häufig direkt zur Tat. Das ist falsch. Beruhigt Euch allererst
und wisst, dass ich Gott bin. Danach handelt nur so, wie ich es
Euch heisse. Stets ruhig und besonnen im Einverständnis mit
Gott. Ruhe ist Vertrauen im Handeln. Nur wer Vertrauen,
unbedingtes Vertrauen besitzt, kann ruhig bleiben.
Fürchtet Euch nie vor Umständen und Schwierigkeiten, die
Euch helfen, diese Ruhe und Besonnenheit zu entwickeln. Wie die
Welt Schnelligkeit lernen muss, um zu ihrem Ziele zu kommen, so
müsst Ihr lernen, ruhig und besonnen zu sein, um Euer Ziel zu
erreichen. Jede grosse Handlung für mich wird zuerst in der
individuellen Seele des handelnden Menschen zustande gebracht.
Der göttliche Dritte |
11. Mai |
Sobald ich Euch durch diese Stürme hingeleitet habe,
werden andere Worte zu Euch gesprochen werden, werdet
Ihr andere Botschaften und andere Führung erhalten.
So tief ist Eure Freundschaft und so gross Euer Verlangen, mich lieb zu
haben, mir zu folgen und zu dienen, dass bald – wenn diese
Prüfungszeit einmal vorüber ist – ein Beisammensein von Euch
Beiden allein immer bedeuten wird, dass ich miteingeschlossen bin.
Es gibt auf der Erde wenig Freundschaften gleich dieser, und doch habe ich
schon damals, als ich noch auf Erden wandelte, die Menschen, genau so wie
jetzt Euch Beide, gelehrt, wie unendlich mächtig Zwei sein
können, wenn sie in meinem Namen versammelt sind.
Und nun, heute Abend, will ich Euch noch mehr sagen. Ich sage Euch, dass
die Zeit nahe ist, ja jetzt schon da ist, da diejenigen, welche Euch
Beide zusammen besuchen, wissen werden, dass ICH der göttliche
Dritte in Eurer Freundschaft bin.
Das Gefühl des Schutzes |
12. Mai |
Weist alle Gedanken an Zweifel und Sorge weit von Euch. Duldet sie nie auch nur
für einen Augenblick. Versperrt die Fenster und Türen Eurer
Seele gegen sie, so wie Ihr Euer Haus gegen einen Dieb verriegeln würdet,
der einschleichen will, um Euch Eure Schätze zu rauben.
Welch grössere Schätze könntet Ihr besitzen, als Frieden, Ruhe und
Freude? Und die werden Euch alle gestohlen durch Zweifel, Furcht und
Hoffnungslosigkeit.
Seht jedem neuen Tage mit Liebe und mit Lachen entgegen. Bietet dem Sturme die Stirne.
Freude, Friede, Liebe, das sind meine grossen Geschenke. Folgt mir, um sie
alle drei zu finden. Ich will dass Ihr das erhebende Gefühl, das Schutz
und geborgene Sicherheit Euch geben können, JETZT spürt. Jede Seele
kann dies in irgend einem sicheren Hafen empfinden, aber die wirkliche Freude
und der Sieg kommen nur zu denen, welche sie mitten im tobenden Sturme erleben.
Sagt «Alles ist gut». Sagt es aber nicht als blosse Wiederholung
einer leeren Formel. Gebraucht es so, wie Ihr heilenden Balsam bei einer
Schnittwunde, einer Verletzung anwendet, bis alles Gift entfernt ist;
solange bis die wunde Stelle geheilt ist; solange bis die Erregung
neuen, frischen Lebens Euer Wesen durchschauert.
Alles ist gut.
Welche Freude folgt der Selbstüberwindung! Ihr könnt Andere nicht beherrschen
und leiten, bevor Ihr Euch selbst nicht vollständig im Zaume habt.
Könnt Ihr Euch selbst absolut unbewegt, ungerührt vorstellen?
Denkt an mich, wie die Kriegsknechte mich verspotteten, schlugen, anspien
– ich ihnen aber mit keinem Worte entgegnete – mit keinem
einzigen Worte. Versucht dies als göttliche Macht zu betrachten.
Erinnert Euch daran, dass Ihr nur durch die Macht des vollständigen
Schweigens, der vollkommenen Selbstbeherrschung Euer Recht, Andere zu
leiten beweisen könnt.
Urteilt nie. Das Herz des Menschen ist so delikat, so komplex, dass
nur sein Schöpfer es kennen kann. Jedes Herz, jeder Charakter
ist so verschieden von allen anderen, durch verschiedene Beweggründe
angetrieben, durch verschiedene Umstände geleitet, durch
verschiedene Erlebnisse und Leiden beeinflusst.
Wie könnte da Einer den Andern beurteilen? Überlasst es mir, die
Verwicklungen des Lebens zu entwirren. Überlasst es mir, Verstehen zu
lehren. Bringt jedes Herz zu mir, seinem Schöpfer, und lasst es bei mir;
in der sicheren Überzeugung, dass ich alles, was falsch ist, recht setzen kann.
Die Liebe eines Liebenden |
14. Mai |
Erinnert Euch daran, dass ein Meister, der seine Schüler liebt hat, sich über
ihre vertrauensvoll an ihn gerichteten Fragen und Ansprüche freut, ebenso
gut wie er von seinen Anhängern und Freunden erwartet, dass auch sie
über die innige Vertrautheit seiner Wünsche glücklich sind.
Das Wunder des guten Familienlebens drückt sich in der
Freiheit aus, mit der ein Kind seine Bitten und Fragen stellt,
ebenso gut wie in den Liebe-erfüllten Ansprüchen der
Eltern auf die ganze Liebe und Freude ihrer Kinder. Nur aus vielen
Gesprächen und häufigem Umgang mit mir, aus zahlreichen
an mich gerichteten Gebeten, aus Gehorsamkeit und Horchen auf
mein Geheiss kann das Gefühl der innigen Vertrautheit
entstehen, das meine Anhänger es wagen lässt, mir als
Freund zu Freund näher zu treten.
Gebt in Allem stets meinem sanften Druck nach, aber wisst,
dass ich Eurem Verlangen auch entspreche. Verlangt nicht nur
nach den grossen Dingen, von denen wir schon sprachen, sondern
bittet auch um die kleinen, zärtlichen Zeichen der Liebe.
Erinnert Euch daran, dass ich in diese Welt kam als der grosse
Verkünder der Liebe. Stellt Euch meine Liebe nie nur als ein
schwächliches, weichliches Mitleid und Erbarmen und Verzeihen
vor. Sie umfasst dies alles, aber sie ist daneben auch das
Gefühl eines Liebenden, der seine Liebe in zahllosen Worten
und Handlungen, wie auch in zärtlichen Gedanken bezeugt.
Denkt immer daran, dass in jedem von Euch Beiden Gott lebt.
Diesen Gott verehre ich und ihm unterwerfe ich mich, obschon
ich und mein Vater Eins sind. Wenn Ihr Menschen daher durch
Eure Entwicklung mehr und mehr meinem Vater im Himmel
ähnlich werdet, dann fügt sich zu unserer
Freundschaft auch noch eine verehrende, zarte Liebe. Mehr
dann irgend ein Mensch es kann, sehe ich den Gott in Euch.
Es ist dem Menschen immer gegeben, in seinen Mitmenschen das Streben und
die Eigenschaften zu sehen, die er selbst besitzt. Darum kann nur ich,
der ich selbst Gott bin, den Gott im Menschen erkennen. Erinnert Euch
daran, auch in Euren Beziehungen zu Andern.
Eure Absichten und Euer Trachten können nur durch
Die verstanden und gewürdigt werden, welche dieselbe
geistige Entwicklungsstufe erreicht haben. Erwartet daher nicht umsonst
und unberechtigterweise von Anderen Verständnis für Euch.
Beurteilt sie nicht falsch, weil sie Euch dieses erwartete
Verständnis nicht entgegenbringen. Eure Sprache ist eine
unbekannte Fremdsprache für sie.
Erst das Geistige |
15. Mai |
Was kann ich Euch sagen? Euer Herz ist zerrissen. Erinnert Euch daran: «Er
heilt die zerbrochenen Herzens sind.» Fühlt nur die sanfte
Zartheit meiner Hände, wenn ich Eure «Schmerzen verbinde».
Ihr Beide seid so sehr bevorrechtet! Ich weihe Euch in meine Pläne
und Geheimnisse ein und tue Euch meine Absicht kund, während so
viele Andere im Finsteren tastend ihren Weg suchen müssen.
Versuchet Euch auf die folgenden Worte zu stützen: «Trachtet am
ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird
Euch solches alles zufallen.» Bemüht Euch darum nicht um das
letztere, sondern ausschliesslich und unermüdlich um die Dinge meines
Reiches.
Das klingt so fremd für Euch Sterbliche, Ihr würdet Euch eher
vorstellen, dass die materiellen Dinge erst kommen, und Ihr danach,
später in die Kenntnisse der geistigen Dinge hineinwachsen würdet.
Das ist aber nicht so in meinem Reiche. Hier geht das Geistige vor und
folgt erst danach das Materielle. Wenn Ihr daher Materielles erringen
wollt, dann müsst Ihr allererst mit verdoppelter Anstrengung
trachten das Geistige zu erwerben.
Betet und lobet Gott |
16. Mai |
Ich will ernstlich gebeten werden, da ich weiss, dass nur durch
demütiges Bitten und durch das ruhige Vertrauen, welches daraus
entsteht, der Mensch stark zu sein lernt und sich den Frieden erringt.
Das ist der Grund, weshalb ich jenes beharrliche Beten ohn' Unterlass
meinen Schülern als Pflicht auferlegt habe.
Werdet des Betens nie müde. Wenn der Mensch eines Tages sieht,
wie wunderbar sein Gebet erhört wurde, dann wird er es tief,
sehr tief bereuen, dass er so wenig gebetet hat.
Beten verändert alles; Beten erquickt; Beten kennt keinen
unüberwindlichen Widerstand. Darum: Betet, wörtlich ohn' Unterlass.
Betet bis Ihr beinahe aufhört zu beten, da Euer Vertrauen so
felsenfest geworden ist, und Ihr weiter betet, da Beten bei Euch so zur
Gewohnheit geworden ist, dass Ihr ihr nicht mehr widerstehen könnt.
Und betet immer, bis das Gebet in das Lob Gottes übergeht. Dies ist
der einzige Ton, auf dem jedes wahre Gebet ausklingen sollte. Euer Lieben
und Lachen gegenüber den Menschen ist in der Übersetzung das
Beten und Lobpreisen in Eurer Beziehung zu Gott.
Von Trauer zu Freude |
17. Mai |
«Den Abend lang währt das Weinen, aber des Morgens ist Freude.»
Meine Tapfersten aber sind die, welche den Morgen vor-anfühlen und in
der Nacht der Trauer die darunter liegende Freude vor-empfinden, die ihnen
zuversichtlich kündet, was am Morgen erwartet werden darf.
Neue und belebende Kraft |
18. Mai |
«Wendet Euch zu mir, so werdet ihr selig, aller Welt Enden.»
Nicht für besondere Verdienste sollte die Erlösung gewährt
werden; das Versprechen wurde Allen gegeben, die sich zu Gott hinwendeten.
Sich zu Gott hinzuwenden, dazu ist wirklich ein jeder Mensch
im Stande. Ein Hinwenden genügt: die Rettung folgt.
Wendet Euch hin, und Ihr seid aus der Hoffnungslosigkeit erlöst.
Wendet Euch hin, und Ihr seid von Sorgen befreit. Wendet Euch hin, und
die Qualen hören auf. Wendet Euch hin, und «der Friede Gottes,
welcher höher ist denn alle Vernunft» strömt ein in Euch
– eine neue, lebensvolle Kraft, eine wahrhaftig wunderbare Freude.
Wendet Euch hin und bleibet hingewandt. Zweifel flieht, Freude herrscht, Hoffnung siegt.
Leben, Ewiges Leben ist Euer Teil, wiederbelebend und erneuernd.
Gerettet und geführt |
19. Mai |
Beruhigt Euch im Wissen, dass in meiner Hand alles unbedingt sicher
ist. Ruhe bedeutet Vertrauen. Ununterbrochene Geschäftigkeit
ist Misstrauen gleichzusetzen. Ohne die Gewissheit, dass ich mich
für Euch einsetze, könnt Ihr nicht vertrauensvoll ruhig
sein. Untätigkeit wäre dann das Ergebnis von Verzweiflung.
«Siehe, des Herrn Hand ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen
könne.» Seid Euch dieser Wahrheit bewusst, wiederholt sie oft
und vertraut auf sie, freut Euch und seid glücklich über Euer
Wissen. Solch ein wahres Wort gleicht einem Rettungsseil, das
einem Ertrinkenden zugeworfen wird. Jede Wiederholung davon
ist ein Ruck näher zur Küste und zur Sicherheit.
Lasst diesen Vergleich Euch eine grosse Wahrheit lehren.
Nehmt diese Wahrheit in Euch auf, betet sie, bestätigt sie,
haltet Euch fest am Rettungsseil. Wie unklug sind Eure Versuche,
Euch selbst retten zu wollen, wobei Ihr mit der einen Hand das
Seil festhaltet und Euch mit der andern bemüht an die Küste zu
schwimmen! Ihr könntet Euren Halt am Seil verlieren und Euren
Retter behindern – der mit umso grösserer Umsicht zu Werk
gehen muss, will er Euch nicht verlieren.
Die Stürme und Unwetter machen nicht das ganze Leben
aus. Der Psalmist, der sagte «Alle deine Wasserwogen und
Wellen gehen über mich», schrieb auch: «Und er
zog mich aus der grossen Grube und aus dem Schlamme und stellte
meine Füsse auf einen Fels, dass ich gewiss treten kann.»
Denkt über dieses Wunder, diese Wahrheit nach. Die drei
Stufen sind: Rettung, Sicherheit, Führung.
1.) «Er zog mich aus der grossen Grube» – Rettung.
2.) «Er stellte meine Füsse auf einen Fels» – Sicherheit.
3.) «dass ich gewiss treten kann» – Führung.
Der dritte Schritt ist das entscheidende Schlussstadium, wenn die gerettete
Seele so bedingungslos auf mich vertraut, dass sie ihren eigenen Weg nicht
mehr selbst sucht, sondern alle Zukunftspläne mir, ihrem Retter und
Erlöser überlässt.
Erobert mich und gewinnt damit Alles |
20. Mai |
Ihr werdet siegen. Der kämpferische Geist kann nie und nimmer gänzlich
erdrückt werden. Bewahrt Euch ein tapferes Herz voll Vertrauen. Begegnet
allen Euren Schwierigkeiten beseelt vom Geiste der Überwindung.
Klimmt zu grösseren Höhen empor als Ihr sie je zuvor gekannt habt.
Erinnert Euch daran, dass der Sieg da ist, wo ich bin. Die
Mächte des Bösen in Euch und um Euch herum fliehen meine Gegenwart.
Gewinnt mich, und alles ist gewonnen – ALLES.
Legt sie zu meinen Füssen nieder |
21. Mai |
Um mich sehen zu können müsst Ihr Eure Mühen und Sorgen
zu mir bringen, und mir beweisen, dass Ihr mir im Herzen voll
vertraut. Dann werdet Ihr, wenn Ihr Eure Last bei mir lasst,
Euch meiner Gegenwart bewusst werden.
Ein Beharren in diesem Bewusstsein bringt Mich als
Belohnung. Durch einen Nebel von Sorgen hin kann kein
Mensch mein Antlitz sehen. Erst wenn die Last mir zu
Füssen niedergelegt ist, könnt Ihr Bewusstsein und
geistiges Sehen erlangen.
Erinnert Euch daran, dass der Gehorsam, Gehorsam
und nochmals Gehorsam der gerade und schmale Weg ins
Reich des Himmels ist. Sorgt dafür, dass Euch – selbst
nicht in liebevoll zärtlichem Tone – nie der Vorwurf
gemacht werden muss: «Was heisst Ihr mich aber Herr,
Herr! und tut nicht, was ich Euch sage? »
Die Schönheit eines Charakters wird durch die tägliche
Übung und die Erfüllung der täglichen Pflichten
herausgeschliffen. Denn in vieler Hinsicht müssen meine
Schüler ihre Erlösung selbst erringen, obschon dies
nur möglich ist mit Hilfe meiner Stärke und
Unterstützung, und nur durch den Umgang mit mir.
Selbst für das geistige Leben ist die Schulung verschieden
für die verschiedenen Geister. Der Mensch, welcher
am liebsten sein Leben dem Gebet und der Meditation
widmen möchte, wird in den geschäftigen Tumult des
Lebens gezwungen und dem stets tätigen Menschen wird
geboten ruhig und stille zu sein und geduldig auf mich
zu warten. Oh, freut Euch und seid beruhigt, und bewahrt
Euch Euren Frieden auch mitten im grössten
geschäftigsten Trubel.
Verfügt über Euren Herrn |
22. Mai |
«Eile mir beizustehen, Herr, meine Hilfe.»
Ja, verlangt und beansprucht sie fortwährend! Es gibt ein
Vertrauen, das lange wartet, und ein Vertrauen, das keinen Verzug
duldet, das – sobald es einmal überzeugt ist, den
richtigen Weg eingeschlagen zu haben, sobald es einmal Gottes
Führung sicher ist – mit all dem Eigensinn eines Kindes auf dem
«Jetzt» besteht. «Mein Gott, verziehe nicht lange.»
Ihr seid nun nicht mehr Diener, sondern Ihr seid Freunde
geworden. Ein Freund kann Anspruch erheben auf seinen
Freund, – er darf wissen, dass alles, was sein Freund, der wahre
Freund, besitzt, auch sein Eigentum ist. Das bedeutet nun aber
nicht, dass er faul auf Kosten des Freundes zehren soll, sondern
dass Ihr die Mittel des Freundes beanspruchen dürft: seinen
guten Namen, seine Zeit, alles was er sein Eigentum nennt,
wenn Euer eigener Besitz erschöpft ist.
Freundschaft – das heisst wahre Freundschaft schliesst die
Verfügungsfreiheit ein. Und im Dienste Gottes besteht
vollkommene Freiheit. Rechtmässige Erben Gottes – Ihr
empfangt gemeinsam mit mir das Erbgut. Wir sind Teilhaber am
Besitze unseres Vaters. Ihr habt dieselben Rechte auf
Benutzung und Forderung wie ich. Macht Gebrauch von Euren
Rechten. Ein Bettler fleht um ein Almosen; ein Sohn, eine
Tochter beansprucht das, was ihm oder ihr zusteht.
Wenn ich daher meine Kinder vor meinem Hause sitzen und
wie Bettler wartend die Hand aufhalten sehe, ist es dann ein
Wunder, dass ich sie dort lasse bis sie einsehen, wie töricht ihre
Haltung ist, wo sie doch ohne weiteres nur in ihr eigenes Haus
eintreten und über ihr Teil verfügen könnten?
Dies kann jedoch nicht unterschiedslos die Haltung Aller sein.
Zuerst müssen sie sich völlig davon bewusst sein, dass sie
Söhne im Hause Gottes sind.
Euer Mangel an Beherrschtheit kommt nicht von zu grossen Lasten, die
auf Euch drücken, sondern davon, dass Ihr die Aufhäufung der
kleinen Ärgernisse, Sorgen und Bürden zulasst.
Wenn irgend etwas Euch ärgert oder verdriesst, nehmt Euch dann
direkt dessen an und bringt es mit Mir in Ordnung, bevor Ihr Euch
selbst erlaubt, irgend jemanden zu sprechen oder zu treffen, oder gar
etwas Neues zu unternehmen.
Betrachtet Euch selbst hauptsächlich als meine Boten, die meine
Aufträge ausführen und rasch zu mir zurückkehren, um mir
zu berichten, diese Mitteilung sei abgeliefert, jene Arbeit beendet.
Geht danach – ohne ein Gefühl von Verantwortung für das
Endergebnis (Eure einzige Verantwortlichkeit beruht darin, dass Ihr den
Euch erteilten Auftrag ausführt) – wieder weiter und freut Euch,
dass Ihr noch mehr für mich tun könnt.
Wie wenig bemerken die Menschen von dem, was hier vorgeht! Wie wenig
wissen sie von Eurem Kummer, Eurem Mühen, von Euren gewonnenen
Schlachten, Euren Eroberungen, Euren Schwierigkeiten.
Seid aber dankbar, Ihr Beide, dass es wenigstens Einen gibt, der Alles
weiss; Einen, der jede Krise, jede Anstrengung, jeden Gram beachtet.
Denn Ihr Beide, die Ihr nicht müssige Zuhörer seid,
müsst wissen, dass jede mühselig beladene Seele, von der ich
Euch erzähle, durch Euch Hilfe empfangen muss. Und Ihr müsst
Allen helfen, denen Ihr nur helfen könnt. Ihr
helft noch nicht genug. In dem Masse wie Ihr helft, wird auch Euch
wieder Hilfe zuströmen, und wird Eure Hilfstätigkeit auf
diese Weise immer weitere und weitere Kreise ziehen.
Fühlt Euch als zwei meiner Jünger, die bei der Speisung der
fünftausend dabei waren, und denen ich immer mehr und mehr Speisen
zum Weiterreichen übergab. Mit den fünf Broten und zwei
Fischen, die wir zur Verfügung
hatten, konntet Ihr wirklich sagen «Wir haben nur gerade genug
für unseren eigenen Bedarf». Es war nicht nur mein Segen,
sondern auch das Weitergeben durch meine Jünger, wodurch das
Wunder zustande kam.
Eignet Euch im Innersten das Gefühl an, dass Ihr aufs Freigebigste
schenken müsst. Damals wurden sie «alle satt» und es
blieb sogar noch Speise übrig.
Ich gebe mit weit offener Hand und offenem Herzen. Denkt zurück an den
Fischzug. Die Netze rissen, das Boot begann unter meinem verschwenderisch
reichen Geschenk zu sinken! Lasst alle Beschränkung fahren.
Gott gibt im Überfluss. Vergesst alle Gedanken an Begrenzung. Empfangt
in Fülle, und gebt auch Eurerseits in Fülle.
Es gibt keine Grenzen für das, was Ihr zustande bringen
könnt. Vergegenwärtigt Euch das gut. Gebt nie irgend eine
Arbeit, oder den Gedanken daran auf, weil sie über Eure Kräfte
hinaus zu gehen scheint; tut das nur, wenn Ihr seht, dass ich nicht
damit einverstanden bin. Dies werde ich Euch dann deutlich kund tun.
Denkt an den zarten Schössling des Schneeglöckchens in der
harten Erde, der nicht einmal sicher weiss, ob wenn er endlich
mühsam den Weg hinauf erzwungen hat – ihn auch Sonnenlicht und
Wärme begrüssen werden.
Wie muss ihm doch diese Aufgabe weit über seine schwachen
Kräfte hinaus zu gehen scheinen! Da aber der innere Drang des
Lebens, drinnen im Samenkörnchen, ihn zwingt, bringt er diese
Aufgabe zustande. So ist es auch mit dem Himmlischen Reiche Gottes.
Ihr stellt Eure Ansprüche, wie ich es Euch gelehrt habe, und bald
werdet Ihr auch die Früchte sehen. Ihr könnt dies nicht lange
tun, ohne dass die Folgen im Materiellen sichtbar werden. Dies ist ein
unvergängliches Gesetz.
Ihr seid jetzt wie Kinder, die eine neue Schulaufgabe üben.
übt Euch – übt Euch, bald werdet Ihr im stande sein, sie ganz
geschickt zu meistern.
Ihr seht Andere so leicht meine Macht in die Tat umsetzen, sie so anschaulich
beweisen. Ihr habt dabei aber nicht gesehen, wieviel üben diesem
Können vorausging. Strenge Zucht ist unbedingt nötig, bevor
diese Macht meinen Schülern gegeben werden darf. Es ist eine
höhere Einweihung.
Ihr habt das Gefühl, Ihr hättet schon so viel gelernt, dass
Euer Leben kein Misserfolg genannt werden könne.
Das ist richtig, gewiss; Andere aber müssen warten, bis sie die
äusserlichen Zeichen in Eurem Leben erkennen, bevor sie diese
geistige Wahrheit erfassen können.
Wurzeln und Früchte |
27. Mai |
Denkt an die Lehre des Saatkörnchens, das einen Schössling auch nach
unten sendet, um gut und tief in der Erde verwurzelt zu sein, während es
gleichzeitig einen andern Schössling aufwärts treibt, aus dem
Pflanzen und Blumen entstehen, welche die Welt entzücken werden.
Das Wachstum nach unten ist ebenso wichtig wie das Wachstum nach oben. Ohne die
kräftige Wurzel würde die Pflanze bald verwelken und verdorren, wie
dies mit so vieler Tätigkeit der Menschen für mich der Fall ist, weil
sie nicht tief genug in mich hineingewachsen sind. Je höher das Wachstum
nach oben, desto tiefer muss die Wurzel verankert sein.
Gar manche vergessen dies, darum ist auch ihre Arbeit für mich nicht von Dauer.
Hütet Euch vor Blättern und Blumen, wenn keine starke Wurzel da ist.
Eine grosse Liebe weiss, dass in jeder schwierigen Lage, jeder
Versuchung, jeder Enttäuschung die blosse Anwesenheit des
Geliebten genügt. Prüft Eure Liebe für mich hieran.
Nur zusammen zu sein mit mir, nur zu wissen, dass ich neben Euch stehe
– bringt Euch das Freude und Frieden? Wenn dies nicht der Fall ist,
dann ist etwas mit Eurer Liebe für mich, und Eurer Verwirklichung
meiner Liebe nicht in Ordnung.
Sollte dies so sein, betet dann um mehr Liebe.
Bereut nichts, nicht einmal Eure Sünden und Misserfolge. Wenn ein
Mensch die Wunder der Erde von der erklommenen Bergeshöhe aus betrachtet,
vergeudet er seine Zeit nicht durch ein Verweilen bei den Steinen, an denen er
anstiess, bei der Mutlosigkeit und Schwäche, die ihn bei seinem
Aufstieg überfiel.
So sollte es auch mit Euch sein. Atmet in vollen Zügen die reichen
Segnungen jedes neuen Tages ein – vergesst alles, was hinter Euch liegt.
Der Mensch ist so geschaffen, dass er die Last von vierundzwanzig Stunden
tragen kann – nicht mehr. Sobald er das Übergewicht der vergangenen
Jahre und der künftigen Tage auf sich lädt, zerbricht sein Rücken.
Ich habe versprochen, Euch allein mit der Bürde des «heute» zu
helfen; was vorbei ist, habe ich von Euch abgenommen, und wenn Ihr,
törichte Herzen, es nun vorzieht, diese Bürde wieder zurückzuholen
und selbst zu tragen, dann wahrlich, verspottet Ihr mich, wenn Ihr erwartet,
dass ich da mittragen soll.
Auf Gedeih und Verderb wird jeder Tag beendigt. Was zu leben übrig
bleibt, die nächsten vierundzwanzig Stunden, dem müsst Ihr
die Stirne bieten, wenn Ihr wach werdet.
Ein Mann, der sich hier auf Erden auf einem Marsch befindet, trägt
nur das auf sich, was er für diesen Marsch benötigt.
Würde er Euch nicht leid tun, wenn Ihr sähet,
wie er das erdrückende Gewicht der während früheren
Märschen und Jahren ausgelaufenen Schuhe und abgenützten
Kleider mit sich herumträgt? Und doch tut der
Mensch das, übertragen ins mentale und geistige Leben! Kein Wunder,
dass meine arme Welt herzkrank und erschöpft ist.
So dürft Ihr aber nicht handeln.
Das Grabgeläute bei Teufel's Tode |
30. Mai |
«Singet dem Herrn und lobet seinen Namen.»
Wer Gott lobt, läutet den Teufel zu Grabe. Unterwerfung in Ergebung, blosse
Annahme meines Willens, blosses Gehorchen haben nicht die Macht, das
Übel zu überwältigen, wie sie das Loben und Preisen hat.
Das frohe Herz ist meine beste Waffe gegen jedes Übel. Oh betet, und lobpreiset den Herrn!
Ihr lernt Eure Aufgabe. Ihr werdet hinausgeleitet auf einen weiten
Platz. Geht hin mit Freudegesängen. Freut Euch immer mehr. Welch
ein Glück, wenn jeder Tag seinen Freudenschauer hat.
Sprecht während des Tages mehr mit mir. Schaut auf in mein Antlitz
– ein Blick voller Liebe, ein Gefühl des sicheren Geborgenseins,
die freudige Erregung über das Empfinden meiner Gegenwart, – das
sind Eure besten Gebete.
Lasst sie des Tages Mühe glätten, dann flieht alle Furcht –
und Furcht ist ein finsteres Wesen, das den Erfolg vertreibt.
«Herr, höre meine Worte.»
Höret und ich werde antworten. Bringt viel Zeit im Gebet zu.
Gebete gibt es so mancherlei Art, aber welcher Art sie auch seien, das
Gebet verbindet Seele, Geist und Herz mit Gott.
Wenn es daher auch nur ein Blick voll Glaubens, ein Wort der Liebe oder
des Vertrauens ist, und kein Wunsch geäussert wird, folgt darauf
doch die Erfüllung all' dessen, was nötig ist.
Denn die Gott-verwandte und ihm verbundene Seele empfängt alle
Dinge in Ihm und durch Ihn – und solange die Seele sich in der
menschlichen Gestalt, dem Körper befindet, hat sie die Dinge
nötig, die zu ihrer Behausung gehören.
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