NACHSYNODALES APOSTOLISCHES SCHREIBEN
VERBUM DOMINI
SEINER HEILIGKEIT
PAPST BENEDIKT XVI.
AN DIE BISCHÖFE, DEN KLERUS,
DIE PERSONEN GOTTGEWEIHTEN LEBENS
UND AN DIE CHRISTGLÄUBIGEN LAIEN
ÜBER DAS WORT GOTTES
IM LEBEN UND IN DER SENDUNG DER KIRCHE
Die eschatologische Dimension des Wortes Gottes
14. [a] ...
14. [b]
Folglich hat die Synode empfohlen, »den Gläubigen zu helfen, das Wort
Gottes von Privatoffenbarungen zu unterscheiden«.[...] Diese »sind
nicht dazu da, die endgültige Offenbarung Christi … zu
„vervollständigen“, sondern sollen helfen, in einem bestimmten
Zeitalter tiefer aus ihr zu leben«.[...] Der Wert der
Privatoffenbarungen ist wesentlich unterschieden von der einer
öffentlichen Offenbarung: Diese fordert unseren Glauben an, denn in ihr
spricht durch Menschenworte und durch die Vermittlung der lebendigen
Gemeinschaft der Kirche hindurch Gott selbst zu uns. Der Maßstab für
die Wahrheit einer Privatoffenbarung ist ihre Hinordnung auf Christus
selbst. Wenn sie uns von ihm wegführt, dann kommt sie sicher nicht vom
Heiligen Geist, der uns in das Evangelium hinein- und nicht aus ihm
herausführt. Die Privatoffenbarung ist eine Hilfe zu diesem Glauben,
und sie erweist sich gerade dadurch als glaubwürdig, daß sie auf die
eine öffentliche Offenbarung verweist. Die kirchliche Approbation einer
Privatoffenbarung zeigt daher im wesentlichen an, daß die entsprechende
Botschaft nichts enthält, was dem Glauben und den guten Sitten
entgegensteht; es ist erlaubt, sie zu veröffentlichen, und den
Gläubigen ist es gestattet, ihr in kluger Weise ihre Zustimmung zu
schenken. Eine Privatoffenbarung kann neue Akzente setzen, neue Weisen
der Frömmigkeit herausstellen oder alte vertiefen. Sie kann einen
gewissen prophetischen Charakter besitzen (vgl. 1Thess 5,19-21) und
eine wertvolle Hilfe sein, das Evangelium in der jeweils gegenwärtigen
Stunde besser zu verstehen und zu leben; deshalb soll man sie nicht
achtlos beiseite schieben. Sie ist eine Hilfe, die angeboten wird, aber
von der man nicht Gebrauch machen muß. Auf jeden Fall muß es darum
gehen, daß sie Glaube, Hoffnung und Liebe nährt, die der bleibende Weg
des Heils für alle sind.[...]
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